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Die deutsche Kreditbank / von Gerhart von Schulze-Gaevernitz
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44
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44 G. v. S c h u 1 z e-G a e v e r n i t z, Die deutsche Kreditbank. H

Gelder", darunter 2 Milliarden auf provisionsfreie' Rechnung, also eigentliche De­positen, allen voran die Deutsche Bank über 800 Millionen Mk.

C. Privatwirtschaftliche Beurteilung der Depositen.

Vom Standpunkt der Bank aus gesehen, sind diefremden Gelder" die grundsätzlichen Betriebsmittel, welche in Debitoren, in Wechseln, Effekten usw. angelegt werden. Die erwünschtesten sind die Depositen zu Zah­lungszwecken. AlsKassenvorräte" unterliegen sie nur mäßigen und perio­dischen Schwankungen. Der Banker lernt das Bedürfnis seiner Kunden nach Zahlungs­mitteln im voraus abschätzen, daher handelt es sich für ihn um verhältnismäßig sichere Bestände. In Krisenzeiten sucht der Geschäftsmann, um steigenden Zahlungs­verpflichtungen zu begegnen, gerade diese Art von Guthaben zu verstärken, während er seine Ausstände zurückzieht. Solche Einlagen werden in kritischen Zeiten insbesondere dann nicht zurückgezogen, wenn sie zinslos oder niedrig ver­zinsbar sind und daher ohnehin schon möglichst niedrig gehalten werden. Deshalb liegt die Pflege des bankmäßigen Zahlungsverkehrs im dringendsten Eigeninteresse der Bank. Je entwickelter er ist, um so breiter und fester wird die Basis des Bank­geschäfts. So hatte z. B. die Norddeutsche Bank in Hamburg Juni 1912 an 27 Millio­nen Mk. Girogelder, über deren Bestand sie mit großer Sicherheit verfügen konnte bei etwa 35 Millionen Mark täglicher Eingänge und ebenso vieler Ausgänge.

Daher haben unsere Banken das stärkste Interesse an der Ausbreitung der Scheckgewohnheit. Noch übertrifft uns England :Der Gentleman zahlt mit dem Scheckbuch", auch der Arbeiteraristokrat. In Deutschland ist der Scheck nicht nur weniger verbreitet, sondern es überwiegt noch derBarzahlungsscheck". Dieser Scheckverfehlt seinen Beruf" und belastet die Bank mit unnützer Arbeit. Trotzdem sollte sie diese Arbeit im eigensten Interesse nicht ablehnen: Wer häufig Schecks in Zahlung erhält, scheut bald die Unbequemlichkeit der persönlichen Erhebung; er wird sich Bankkonto zulegen und die eingehenden Schecks seiner Bank zur Gutschrift einreichen, also zum Verrechnungsscheck übergehen. Gerade der kleine Scheck ist behufs Verbreitung der Scheckgewohnheit der wichtigste. Für die nicht­geschäftliche Welt der Gehalts-, Renten- und Lohnempfänger ist der Scheck das Mittel der Angliederung an den bankmäßigen Zahlungsverkehr. Insofern ist der Scheck nie ganz durch Giro zu ersetzen.

Giro ist im Vergleich zum Scheck auch rein privatwirtschaftlich geurteilt für die Bank die erwünschtere Zahlungsmethode. Bei Giro ist Barzahlung grund­sätzlich ausgeschlossen. Die Zahlung folgt dem Zahlungsauftrag an demselben oder dem folgenden Wochentage, womit die Fragen der Valutierung, die dem Scheck anhaften, beim Giro wegfallen. Die Gefahr des Diebstahls oder der Fälschung, welcher beim Scheck oft genug unsere Banken verfallen, ist bei Giro ausgeschlossen. Die Buchungen bilden hier die zuverlässigste Beurkundung der geschehenen Zahlung. Auch vereinfacht Giro die erforderliche Korrespondenz und setzt die uneingeschriebene Postsendung an Stelle dereingeschriebenen". Immerhin wird Giro den Kleinscheck nie ganz überflüssig machen x ).

Das Giro erhält seine größte Vervollkommnung und Vereinfachung durch Verbindung mit der Abrechnung. Indem nur die Saldi auf Girokonto überschrieben werden, haben die Banken bei der Girostelle viel kleinere Umsätze, also auch kleinere Guthaben nötig, als wenn alle Zahlungen unmittelbar durch Giro erledigt würden. Die Abrechnungsgemeinschaft mehrerer Banken enthält zudem den Keim zu wei­terem Zusammenschluß 2 ).

DenSchwebenden Kapitalien" ist eigentümlich, daß der Ein- leger e ine anderweitige Verwendung als Bankeinlage von vornherein ins Auge faßt.

*) Schmalenbach, Zeitschrift für handelswissenschaftliche Forschung. 1. S. 409.

2 ) Adler, Wesen und Zukunft des Schecks. Leipzig , Duncker u. Humblot, 1913.