Dies etwa war der gewerbliche Zustand Rufslands im17 . Jahrhundert. Träger der Industrie war damals und bistief in unser Jahrhundert, trotz aller merkantilistischen Ex-perimente der Monarchen, der Bauer.
Die Handwerker, welche der Hof für seine Bautenund Luxusbedürfnisse brauchte, wurden aus dem Auslandeverschrieben. Erst waren es Griechen; nach dem Falldes byzantinischen Reiches folgten ihnen die Deutschen.Diese fremden Handwerker befanden sich in einer halbenBeamtenstellung und waren von der einheimischen Be-völkerung streng geschieden; ja sie betrachteten ihre Kunstals Geheimnis und hüteten sich, sie den Eingeborenen mit-zuteilen, was selbst Peter d. Gr. noch den von ihm be-rufenen deutschen Handwerksmeistern zum Vorwurf machte.Als solche ausländische Gewerbetreibende werden Gold-schmiede, Glocken- und Kanonengiefser, Architekten, Uhr-macher, Bildhauer und Maler, Bergleute, Tucharbeiter u. s. w.genannt. Nach Brückner betrug die Zahl der schon vor Peterd. Gr. in Rufsland thätigen Ausländer an 17—18 000 \
Weil es kein einheimisches Handwerk als besonderenBeruf gab, so konnte es auch keine Klassenbestrebungen desHandwerks geben: keinen Kampf gegen die Lohnarbeit in denHäusern der Kunden, gegen das ländliche Gewerbe und dasWandergewerbe, keine Regelung der Produktion innerhalb desHandwerks selbst. Daher herrschte in Rufsland völlige Gewerbe-freiheit bis zu Peter dem Grofsen, wie solche ja auch der Aus-gang unserer westeuropäischen Entwicklung war. Die vonPeter d. Gr. eingeführte Zunftverfassung trug einen reinbureaukratischen Charakter mit fiskalem Zweck. NachBrückner bestanden die Zünfte nur nominell; ein Ukas desKaisers bedrohte die Oberpräsidenten des Magistrats mitZuchthaus, wenn die Zunftverfassung nicht binnen bestimmter