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fand, waren äufserst gering; ein Beweis hierfür sind die merk-würdigsten Steuern, die man mangels besserer ersann. Manbesteuerte Bärte, Särge, Badestuben, Schornsteine, Keller undBrunnen; sehr entschieden tadelt der Engländer J. Perrv dieSteuer auf Backsteine — eine Mafsregel, allerdings ganz ent-gegengesetzt dem Gleiste des Merkantilismus 1 .
Da eine breitere bürgerliche Mittelklasse, die man hätte be-steuern können, fehlte, so nahm Peter den Handel in dieeigene Hand. Die wichtigsten Handelswaren waren'S taats-monopol: Juchten, Hanf, Pottasche, Theer, Wachs, Talg,Hanföl, Leinsaat, Borsten, Kaviar, Wagenschmiere undLeberthran, vor allem Salz, Branntwein und Tabak. Regalwar die Bienenzucht und der Waltischfang, regal war auchder Handel mit China 2 .
Seit 1711 hat Peter die Mehrzahl dieser Monopole fallen lassen;nur das Branntwein-, das Tabak- und das Salzmonopol bliebenbestehen —gewil's nicht deswegen, weil, wie Ordega will, derZar nunmehr „liberaleren" Grundsätzen huldigte. Dafs keingrundsätzlicher Widerspruch gegen Monopole vorlag, beweistdie Thatsache , dafs der Zar zwar die Staatsmonopole vielfachaufhob, um so bereitwilliger jedoch Privatleuten Monopole er-teilte 3 — oft Monopole der wunderlichsten Art; beispielsweisewurden Ausländern Monopole für Mastbäume, Seekarten u. s. w.erteilt. Koch weniger durchschlagend ist der Grund, den Schereranführt: der Zar habe eingesehen, dafs „ein Fürst nicht zur unter-geordneten Rolle des Kaufmanns herabsteigen dürfe, damit nichtderPIandel die königliche Würde herabsetze." Wo immer etwaszu verdienen war, hat der Zar gleich andern Monarchen seinerZeit selbst Handelsgeschäfte gemacht, z. B. nach Spanien, Portugal u. s. w. 4 Wie wenig skrupulös er in dieser Hinsichtverfuhr, zeigt folgende Geschichte: der Zar kaufte einmal eine
1 Brückner, Peter der Grofso S. 512.
2 Vergl. Stieda, Russische Revue Bd. IV, S. 229 ff.
3 Stieda a. a. 0. S. 220, 229, 230.
4 Vergl. Brückner, Possosclikoff S. 291. John Perry, Etatpresent de la grande Russie. Traduit de rAnglais. 1717. p. 242.