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stände sich emporkämpfetiden Fabrikanten. Ähnlich wie inEngland die Quäker, so waren in Rufsland die Altgläubigendie Brutstätte für ein energisches Fabrikantengeschlecht. Wieder Schnee an der Sonne schmolzen mit Aufhebung der Leib-eigenschaft die gutsherrlichen Fabriken. Nur diejenigen,welche von Natur günstig gelegen waren oder technisch überden Durchschnitt hervorragten, blieben bestehen; aber sie ge-langten meist durch Kauf in die Hand jener dem Bauern-stand entstammenden Fabrikanten, in deren Besitz sie sich anUmfang bald aufserordentlich erweiterten. Nunmehr erstkamen die Tendenzen des modernen Gewerbebetriebs nachgeographischer und kapitalistischer Konzentrierung voll zurGeltung.
III. Die „Possessionsfabriken".
Neben den Fabriken, welche ohne Staatsbeihilfe dem Adelihre Entstehung verdankten, gab es seit Peter solche, welcheauf staatlichem Privileg beruhten und aus Staatsmitteln unter-stützt wurden. Die gutsherrlichen Fabriken befriedigten nämlichbei weitem nicht die gewerblichen Bedürfnisse des Monarchen,welchen militärische Gesichtspunkte zu Grunde lagen. DieBedürfnisse der modernen Kriegstechnik, die er im eigenenLande nicht kaufen konnte, wollte er selbst herstellen, umim Kriegsfall unabhängig von den Nachbarn zu sein. 1 Peterwurde damit nicht nur der gröfste Kaufmann, sondern auchder gröfste Gewerbetreibende seines Landes. Der ganze Staatgewann etwas von einer einzigen riesigen Hauswirtschaft underinnert, unter merkantilistischer Umhüllung, an früh mittel-alterliche Monarchien. Der Zweck der Gewerbepolitik Petersdes Grofsen wird klar, wenn man erwägt, dafs fast sämtlichevon ihm besonders gepflegte Gewerbezweige solche waren, dieder Ausrüstung von Heer und Flotte dienten.