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Hunderts eine bedeutende Eisenausfuhr, welche 13 °/o derGesamtausfuhr umfafste. Auch diese nahm seit den 20er, nochmehr seit den 40 er Jahren stark ab, sicherlich nicht wegenmangelnder obrigkeitlicher Förderung. Waren doch den Eisen-werken am Ural an 178 000 Seelen männlichen Geschlechteszugeschrieben, und gegen 15 Millionen Rubel hatte ihnen dieRegierung als zinslose Dahrlehen gegeben, zudem riesigeWaldungen Übermacht! Der Grund des Rückgangs war alle-mal der gleiche. Europa und Amerika schritten technischschnell voran; sie lernten z. B. aus der Textilindustriedurch die Maschine die Handarbeit nahezu vertreiben, Eisenmit Kohle auszuschmelzen, die Warenpreise enorm zu ver-billigen. In allem diesem blieb Rufsland zurück.
Welches sind die Gründe, denen die Mifserfolge desrussischen Merkantilismus zuzuschreiben sind ? Eine Industrieverlangt zu ihrer Blüte zweierlei: einen Markt für ihreProdukte und einen Handel, der sie mit dem Markte ver-bindet. Der von beiden ausgehende Druck erzwingt die f r e i eArbeit und den technischen Fortschritt. Jene Bedingungenaber sind das Ergebnis einer allmählichen geistigen und wirt-schaftlichen Entwicklung. Nur, wo sie sich entfalten, kannder staatliche Eingriff die äufsere Blüte beschleunigen.
1. Aus den zahlreichen Studien des letzten Jahrzehntsüber die Gewerbepolitik Friedrichs d. Gr. gewinnt man denEindruck, dafs das Haupthindernis einer Entfaltung derIndustrie die Abwesenheit eines kauffähigen und kauflustigenMarktes war. Die schlesischen Kaufleute weigerten sich,das von Friedrich eingeführte kunstreichere Gewebe, denDamast, zu verlegen, weil ihnen niemand diese Ware ab-kaufe. Der königliche Hof war der wichtigste Abnehmer derin Berlin und Potsdam mit grofsen Opfern ins Leben ge-rufenen Seidenweberei. Die Hugenottenkolonie in Magdeburg ging am Mangel an Absatz beinahe zu Grunde. 1 Das
1 Vergl. z. B. Schmoller, Jahrb. f. G-esetzgeb. u. Verwaltung.N. F. Jahrgang XI, Studien über die wirtschaftliche Politik Friedrichsdes Gröfsen Art. XII S. 48 und das öfters citierte Buch von Zimmer-mann, passim.