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Pelzwerk), mit Industrieartikeln und Agrarprodukten des Aus-landes (z. B. Tliee, Wein, Zucker). So beschaffen war imGrunde der Handel der alten Hansa, welche eigene Gewerbe-produkte wenig auf den Markt brachte, so beschaffen derHandel des vorpetrinischen Rufslands, worauf z. B. die That-sache weist, dafs bis in unser Jahrhundert die MoskauerKaufmannschaft, heute die schärfste Vorkämpferin des Pro-tektionismus, freihändlerisch gestimmt war. Aber dieser Handelder alten Zeit bezog sich auf wertvolle, wenig voluminöseArtikel, für welche man Monopolpreise fordern konnte. Dermoderne Handel, die Voraussetzung der Massenproduktionunserer Grofsindustrie, ist M a s s e n h a n d e 1 und beruht aufKonkurrenz.
Dieser Massenhandel hat zunächst gewisse technischeVoraussetzungen in den Verkehrsmitteln. Bis in die Neuzeitist der Wasserweg dem Landwege so sehr überlegen gewesen,dafs Wasserwege, insbesondere maritime Lage, für die Ent-faltung des Handels und damit des Gewerbes geradezu ent-scheidend waren. Der moderne Grofsbetrieb in der Gestaltdes Verlagsystems entfaltete sich zuerst in den maritimerEntwicklung nahestehenden Gebieten (Lucca, Florenz ),weil hier Massenausfuhr eine Massenproduktion ermöglichte.Die Handelsblüte Italiens und Deutschlands , später die Über-legenheit Englands über Frankreich weist auf solche geo-graphische Vorzüge zurück. Rufsland ist der kontinentalsteTeil Europas und war als solcher der lösenden Wirkung desHandels am wenigsten zugänglich. Später wurde der Bezirk,welcher im ganzen russischen Flufssystem durch gröfste Zu-gänglichkeit ausgezeichnet ist, das Becken der oberen Wolga und Oka, der Sitz des Plandels und der Industrie.
Aber die Technik des Verkehrs überwindet die Wider-stände der Natur, zunächst durch Kanalbauten, später durchEisenbahnen. Diese wie jede Technik läfst sich von einemLande in das andere übertragen. Indem Peter Kanäle baute,insbesondere das Wolgasystem mit dem Baltischen Meere ver-band, legte er eine wertvolle Grundlage für die spätere Ent-faltung des Gewerbes.