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Volkswirtschaftliche Studien aus Rußland / von Gerhart v. Schulze-Gävernitz
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wie Indien im vorigen Jahrhundert noch Baumwollwaren nachEngland versandte. Die Einfuhr von Baumwollwaren ausAsien nach Rufsland stieg sogar noch in den Jahren von18241852 beträchtlich 1 ; die Einfuhr asiatischen, selbstver-ständlich handgesponnenen Garnes ging erst in den 60 er Jahrenzurück alles Beweise der geringen Bedeutung der eigenenfabrikmäfsigen Baumwollindustrie. Die Garneinfuhr aus Asien ,d. h. aus Chiwa , Buchara und Persien betrug:

1854 43 985 Pud im Werte von 336 020 Rubel 2 ,1860 14 478 - - - - 86 710

Diese Ziffern weisen auf den Umschwung hin, der sich umjene Zeit in der russischen Volkswirtschaft vollzog und denCharakter der Nischnier Messe grundlegend umgestaltete.

Die breiten Massen Rufslands begannen zu jener Zeit inden Besitz einer Handelsware grofsen Stiles zu gelangen: ihrGetreide wurde verkäuflich. Damit veränderten sich, wennauch allmählich, die naturalwirtschaftlichen Gewohnheiten desVolkes. Der tiefste Grund dieser Veränderung war dasGetreideeinfuhrbedürfnis, also die städtisch - gewerbliche Ent-wicklung Westeuropas . Beschleunigt wurde diese Veränderungdurch die Reformen Alexanders II. , vor allem den Eisenbahn-bau. Die gesetzlichen Beschränkungen, denen bisher dieKramläden auf dem Lande unterworfen gewesen waren, fielen.Gewifs wirkte in der angedeuteten Richtung auch die Auf-hebung der Leibeigenschaft. Früher verbarg der Baueretwaige Ersparnisse, da er durch Ausgaben auf Kleidung undBequemlichkeit die Habgier des Herrn erweckte. In auffallen-der Weise vermehrte sich gerade in den Jahren nach derBauernbefreiung auf den Jahrmärkten der Absatz der für das

1 Vergl. Scher er, Die Baumwollindustrie, in der offiziellen Aus-gabe über die verschiedenen Zweige der Industrie Rufslands, St. Peters-burg 1863, Band II, S. 486.

2 Vergl. Lumley, Reports by her Majestys Secretaries of Em-bassy on Manufactures and Commerce 1865, Nr. 8, S. 102.