Hausierer. Durch den Hausierhandel gelangten zahlreicheBauern zu Kapital, wurden sefshafte Kaufleute und beschäf-tigten sich nur mehr mit dem Vertriebe der Gewebe 1 . Überdiese Bauernhausierer vergleiche man folgende bezeichnendeStelle aus der Schrift von J. Aksakoff über die Jahrmärkteder Ukraine , Petersburg 1858: „Sie bringen ihre häuslichenErzeugnisse oft 1000 Werst weit und weiter, grofsenteils miteignen Pferden. Öfters kauft ein gescheiter Bauer, welcherselbst webt, bei seinen Dorfgenossen die von diesen her-gestellten Waren und bringt sie mit den seinen auf dieMesse."
Wo es sich um Absatz im grofsen und in die Ferne han-delte geriet der bäuerliche Hausfleifs in kommerzielle Ab-hängigkeit vom Verleger, war also dann nicht minder„kapitalistisch organisiert", — um diesen mifsverständlichen,aber in der russischen Litteratur häufigen Ausdruck zu ge-brauchen — als die gutsherrliche Manufaktur oder die mo-derne Fabrik.
Unter diesem System entwickelte sich insbesondere Iwa-nowo, das Eigentum der Grafen Scheremetjeff, zum Mittel-punkt der Wladimirschen Industrie. Schon im vorigen Jahr-hundert gab es dort wohlhabende, ja reiche Bauernfabrikanten 8 .Wir sahen oben, wie ungern der Gutsherr sich auf denLoskauf der unfreien Fabrikanten einliefs. Noch viel wenigergern verstand er sich zum Verkauf des industriell benutztenLandes 4 . Vielmehr mufsten die Fabrikanten, nachdem sie
1 Vergl. den Wladimirschen Gouvernementsanzeiger, Dezember1853, Nr. 49, S. 303-304, und daselbst Nr. 50, S. 310, 311.
2 In Schuja gab es in der Mitte des vorigen Jahrhunderts einenbesonderen Kaufhof der Engländer. Yergl. Ordega, Die Gewerbe-politik Peters des Grofsen, 8. 35. Betr. die Ausfuhr über Archangeldaselbst S. 42.
3 Die Entwicklung von Jwanowo schildert Garelins interessantesBuch: Die Stadt Jwanowo. Schuja 1894.
4 Vergl. Industriebote, Januar 1860, S. 247—262.