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Die beherrschende Stellung der Währungsreform in deräussern wie der innern Politik des Zarenreiches wurde dadurcherhöht, dafs unter den russischen Staatsmännern der letztenbeiden Jahrzehnte die Persönlichkeiten mehrerer Finanz-minister besonders hervorragten. Nicht gilt dies für denzweifelhaften Greig; dagegen verhinderte wohl nur die Un-gunst der Verhältnisse Abaza an der Bethätigung guterFähigkeiten.
Niemand übertraf Abazas Nachfolger, den früheren Pro-fessor der Finanzwissenschaft an der Universität Kieff, Nico-laus Christianowitsch Bunge, an gediegener, von besterWissenschaft durchtränkter Sachkunde (Finanzminister vomMai 1881 bis 1. Januar 1887)h Unter Verzicht auf Augen-blickserfolge entwarf Bunge das Programm der Valutareformauf dem Boden allmählicher finanzpolitischer Gesundung.Dieses Programm mufste bei der Schwierigkeit des Problemsweit über die Dauer eines Ministeriums hinaus angelegt sein.
Dem Nachfolger Bunges, Iwan Alexejewitsch Wischne-gradski, schien die Sonne des Glücks durch Frankreichs Wohlwollen und überreiche Ernten. Dagegen hat der Nach-folger Wischnesgradskis, Sergius v. Witte, in schwerenTagen der Hungersnot sein Amt übernommen und mit be-wundernswertem Geschick, trotz zeitweiser Wolken am Finanz-politischen Himmel, die Früchte der lang angelegten Reform-arbeit zur Reife gebracht 2 .
Sobald man die Wiederherstellung einer metallischenWährung sich zum Ziele setzte, stand man vor einem drei-fachen Wege.
1 Die Finanzpolitischen Schriften Bunges, über den wir einenArtikel im Handwörterbuch der Staatswissenschaften vermissen, findensich citiert hei Skalkowski: Les Ministres des finances de la Eussie,S. 231. Nach S. war Bunge auch Übersetzer von A. WagnersRussischer Papierwährung.
2 Die Finanzminister Rufslands von 1802—1890 schildert etwasanekdotenhaft das citierte Buch von Skalkowski. Über Bunge ent-hält bemerkenswerte Angaben Raffalovich: Marehe financier 1895/96,S. 292 ff.