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Jahrhunderts Silber cirkuliert hätte, wenn kein Papiergeldvorhanden gewesen wäre. Gold wäre unrettbar abgeflossen,wie dies thatsächlich 1862/63 der Fall war, als man vorüber-gehend die Kreditbillets gegen Gold oder Silber einlöste.Man hat alsdann noch kurze Zeit die Einlösung nur gegenSilber aufrecht erhalten — wozu man sich auf Grund derMünzgesetze für zweifellos berechtigt hielt h
Der Silberumlauf wäre in unseren Tagen sinkendenSilberpreises leicht zu erreichen gewesen. Ende 1892 erreichteder Papierrubel pari mit dem Silberrubel. Der Staat hätteentweder selbst Silber kaufen und prägen oder die seit 1893rentabel gewordene Silberprägung der Privatinitiative über-lassen können 2 .
Der russische Staat, einer der gröfsten Goldschuldner derWelt, hat aus handgreiflichen Gründen diesen Weg nichtgewählt. Nur radikalste Inflationisten, welche merkwürdiger-weise auch in dem angesehenen „Europäischen Boten" zuWorte kamen, konnten ihn befürworten 3 . Für Staatsmänner,die sich ihrer Verantwortlichkeit bewufst waren, genügtendie Erfahrungen des indischen Budgets. Kufsland schlofsseine Münzstätten dem weifsen Metall.
Der russische Staat also konnte jeden andern Weg derMünzreform wählen, vorausgesetzt, dafs er seine Gläubigernicht schlechter stellte, als sie eine Einlösung des Kreditrubelszum Silbernennwerte gestellt hätte. Betrachten wir dieweiteren Möglichkeiten.
Mit der Silberwährung war zugleich die nationale odernur mit einigen Staaten vereinbarte Doppelwährung verdammt.Dieselbe hätte angesichts der Uberschätzung des Silbers,
1 Raffalovich, Der Kreditrubel. Paris 1896, S. 6/7.
2 Nach Janschull, Finanz Wissenschaft. Petersburg 1890, S. 216erhob Rufsland nach dem Münzgesetz von 1885 die hohe Prägegebührvon 60 Silberrubel pro Pud Feinsilber, d. h. vom Silberrubel 6,5 Kop.
8 Ein Befürworter der reinen Silberwährung war z. B. Slominski,Europäischer Bote. Juniheft 1895. Slominski bezeichnet die Ansamm-lung eines Einwechselungsfonds in Gold als ein „überflüssiges Opfer".S. 805.