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III. Die finanzpolitischen Grundlagen der Währungsreform.
A. Die Steuerreform Bunges.
Die Uberwindung des gewohnheitsmäfsigen Defieits istdie erste Voraussetzung jeder Währungsreform. Sie beseitigtden unerfreulichsten, weil chronischen Anreiz der Papiergeld-vermehrung; sie erleichtert durch Verbesserung des Staats-kredits die Umwandlung der schwebenden Papierschuld infundierte Schulden. Regelmäfsige Budgetüberschüsse erlaubengar, das für die Währungsreform notwendige Edelmetall zumTeil ohne Vermittlung des Kredits durch freihändigen Kaufzu beschaffen.
Seit Ende der 80er Jahre hat sich Rufsland vom gewohn-heitsmäfsigen Deficit zur Über schufs wir tschaft empor-gearbeitet.
Die Gründe für diesen Fortschritt waren mannigfaltigerNatur. In erster Linie stand die zunehmende Geldwirtschaft-lichkeit und damit Steuerfähigkeit des Volkes, eine Folge derReformen Alexanders II., der Bauernbefreiung, des Eisen-bahnbaues, und nicht minder auch eine Folge der zu-nehmenden Bevölkerungsdichte und Kaufkraft Westeuropas .Hierzu kam die friedliche und sparsame Politik Alexanders III.,welche das Anwachsen des Ausgabeetats zwar nicht verhin-derte, aber doch in engen Grenzen hielt, endlich aufsergewöhn-lich günstige Ernten, die Wirkung der Konversionen u. s. w.
Folgende; das ordentliche Budget betreffende Ziffern be-leuchten das erwünschte Ergebnis des Zusammenwirkensdieser Faktoren. Um diese Ziffern voll zu würdigen, ist nichtzu vergessen, dafs durch Gesetz vom 4. Juni 1894 das aufser-ordentliche Budget stark entlastet wurde. Zum ordentlichenBudget rechnet dieses Gesetz die Unterhaltung der Eisen-bahnen, die Erneuerung des rollenden Materials 1 , Hafen-
1 In den Jahren 1887—1898 inkl. wurden 239 Millionen Rubel aufdem ordentlichen Budget für Unterhaltung und Verbesserung desrollenden Materials ausgegeben. Bulletin Russe, 1898, S. 407.