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Volkswirtschaftliche Studien aus Rußland / von Gerhart v. Schulze-Gävernitz
Entstehung
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Blicken wir zurück, so können wir dahin zusammenfassen,dafs seit 1887 die Aktiva des russischen Staatessich in beträchtlich stärkerem Mafse vermehrthaben, als die Schulden. Die Erklärung hierfür liegtin den Budgetüberschüssen, mittelst deren sowohl ein Teildes staatlichen Eisenbahnbesitzes wie des Goldvorrats er-worben wurde.

Es beruht dieser Satz nicht nur auf den angeführtenZiffern, deren Zustandekommen an dem vorhandenen Materialbis in das einzelne nachgeprüft werden kann. Es entsprichtdas erreichte Ergebnis auch der Auffassung der den russischenVerhältnissen nächststehenden Grofsbanken Westeuropas , wieich mich gesprächsweise zu überzeugen mehrfach Gelegenheithatte.

IV. Rnfslands Zahlungsbilanz.

A. Die Zahlungsbilanz von 1887 98.

Um die Aussichten der russischen Zahlungsbilanz, alsoder russischen Goldwährung, für die Zukunft zu beurteilen,werfen wir zunächst einen Blick in die letzte Vergangenheit,auf das Jahrzehnt der finanzpolitischen Gesundung seit 1887.

Dafs in diesem Jahrzehnt Rufsland eine vorwiegend günstigeZahlungsbilanz besafs, dafür sind Wechselkurse und Gold-einfuhr ein zweifelloser Beleg. Fraglich sind lediglich dieGrundlagen dieser günstigen Zahlungsbilanz. In dieser Hin-sicht sind neuerdings, aus Anlafs der Währungsreform, zahl-reiche Vermutungen aufgestellt worden, welche jedoch für denexakten Arbeiter ein höchst unerfreuliches Bild aufweisen.Sie münden meist in Schätzungen, welche ohne genügendethatsächliche Grundlage in Zehnern von Millionen unterein-ander abweichen und in ihrem Ergebnis durchaus von dervorgefafsten Meinung des Schätzenden abhängen. Jede ziffern-mäfsige, gar detaillierte Erfassung der russischen Zahlungs-bilanz ist m. M. eine statistische Ungeheuerlichkeit 1 .

1 Am ausführlichsten versucht dies Ol bei Scliaparoff, Ziffern-mäfsige Analyse der russischen Zahlungsbilanz. Petersburg 1897.