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1 (1930) Vom Staatssekretariat bis zur Marokkokrise
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RUSSISCH-JAPANISCHER KRIEG IN SICHT

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auf das neue republikanische Regime. Auch mußte er sich naturgemäß aufdie durch die französischen Niederlagen modifizierte internationale Politikseines Landes einstellen. Er zog sich auch aus dieser Schwierigkeit mit Geistund Takt. Als er in jener Zeit einmal nach einer langen Unterredung vondem damaligen Präsidenten der Französischen Republik , Thiers, der Nigraund Italien nicht mochte, Abschied nahm, blieb er mit den Schößen seinesGehrocks an der Tür hängen. Lächelnd bemerkte Thiers, indem er sich be-mühte, ihm zu helfen:Voyez, comme vous etes attache ä la France."Schlagfertig erwiderte ihm Nigra:II vous fallait pour me detacher."In Petersburg wie später in London und endlich in Wien verstand es Nigraüberall, unter den verschiedensten Verhältnissen, sich eine große Stellungzu machen. Am meisten vielleicht in der Hauptstadt Österreichs , daser mit den Waffen und mit dem Verstand während vieler Jahre be-kämpft hatte. Nigra trat mit 77 Jahren in den Ruhestand und starbachtzigjährig in Rapallo, angesichts des Meers, das Odysseus und Aeneas befuhren, das Homer und Virgil besangen, des blauen Mittelmeers, das erso sehr liebte.

Ich habe schon gelegentlich der Anhänglichkeit gedacht, welche dieKaiserin Alexandra Feodorowna von Rußland für Darmstadt und Hessen Nikolausempfand. Unter ihrem Einfluß suchte Kaiser Nikolaus im Oktober 1903Hessen auf. Die russischen Majestäten etablierten sich in dem Schlößchen ^ eutsc ^ aWolfs garten bei Darmstadt , wo der über so viele Millionen (anscheinend)treuer Untertanen damals noch selbstherrschende Zar ein idyllisches Daseinführte: vormittags ein kleiner Ausflug nach Frankfurt a. M. oder Mainz ,abends Besuch des Darmstädter Hoftheaters, dazwischen Bummeln imPark, allenfalls eine Partie Lawn-Tennis .

Bevor ich mich mit dem Kaiser zur Begrüßung der russischen Majestätennach Wiesbaden und Darmstadt begab, suchte der japanische Gesandteeine Unterredung mit mir nach, in deren Verlauf er mir keinen Zweifeldarüber Heß, daß ein Krieg zwischen Japan und Rußland im Bereich derMöglichkeiten läge. Aus seinen Äußerungen ging die Besorgnis hervor, daßwir durch Sekrete Abmachungen verpflichtet wären, Rußland im Falleeines Krieges mit Japan zu Hilfe zu kommen. Ich nahm keinen Anstand,dem Vertreter des Landes der aufgehenden Sonne zu erklären, daß zwi-schen uns und Rußland weder eine allgemeine noch eine partielle Ab-machung bestünde, insbesondere kein auf Ostasien bezügliches Abkommen.Solange Rußland der Verbündete Frankreichs sei, würde es uns nichtunseren Besitzstand garantieren, was der Ausgangspunkt und die unver-meidliche Vorbedingung eines jeden deutschen Bündnisses sein müßte. Wirwürden deshalb bei einem russisch -japanischen Kriegsduell weder für deneinen noch für den andern Partei nehmen. Hinsichtlich der Behandlung