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1 (1930) Vom Staatssekretariat bis zur Marokkokrise
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PARADE IN PORT ARTHUR

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wünschten. Die ganze Angelegenheit habe eine fatale Ähnlichkeit mit derEntstehung der mexikanischen Expedition, die Napoleon III. einst so sehrgeschadet hätte. Damals wäre der französische Kaiser durch geldgierigeJobber und Schranzen zu einem Abenteuer verleitet worden, das er schwerhabe büßen müssen. Es beunruhigte den Botschafter, daß die russischenGeneräle schon anfingen, mit dem Säbel zu rasseln, um die Japaner einzu-schüchtern. Der russische Statthalter Alexejew habe in Port Arthur einegroße Parade abgehalten. Ein anderer General habe Mukden besetzt. Dasalles gefiel dem alten und erfahrenen Botschafter nicht.Gebe Gott ",meinte er,daß wir nicht auf dem japanischen Riff auflaufen." Zum Schlußteilte mir Graf Osten-Sacken nach einigem Zögern mit, daß sein Chef GrafLambsdorff mich bitten lasse, ihm nicht von ostasiatischen Fragen zusprechen. Es würde dem russischen Minister zu peinlich sein, mir sagen zumüssen, daß ihm durch einen Allerhöchsten Willensakt die Behandlungdieser Frage aus der Hand genommen wäre.Ce pauvre Lambsdorff estcomme un petit garcon qu'on a mis au coin." Ich berücksichtigte natürlichdiesen Wink und beschränkte mich bei meinem Gespräch mit dem GrafenLambsdorff auf die Behandlung derjenigen Fragen, über die es ihm erlaubtwar eine Ansicht zu äußern. Der russische Minister lobte den Grafen Go-luchowski, mit dem er sich trotz dessen polnischer Extraktion gut verstehe.Er und Goluchowski wünschten auf der Balkanhalbinsel vor allem Ruhe.DasQuieta non movere" wäre die Formel, über die sie sich geeinigt hätten.Rußland sei unter Katharina IL, Alexander L, Nikolaus L, Alexander II. erobernd im Orient aufgetreten. Im Gegensatz hierzu wolle Nikolaus II. nach Möglichkeit auf der Balkanhalbinsel und in der Türkei den Friedenund den Status quo aufrechterhalten. Diese veränderte Richtung der rus-sischen Politik, führte Lambsdorff lächelnd aus, entspringe natürlich nichtreinem Edelmut, wohl aber dem bestimmten Wunsch, einen großen Kriegzu vermeiden. Kaiser Nikolaus sei überdies mit ihm, Lambsdorff, der Über-zeugung, daß eine Änderung des Status quo auf der Balkanhalbinsel dengegenwärtigen Interessen Rußlands nicht entsprechen würde. Die Kaiser-mächte müßten alles vermeiden, was den revolutionären Elementen inEuropa zugute kommen würde. Der letzte türkische Krieg habe in seinenweiteren Folgen zur Ermordung des Kaisers Alexander II. geführt. Schondeshalb dürfe den unruhigen Bestrebungen der Balkanstämme kein Vor-schub geleistet werden. Die Voraussetzung einer konservativen und fried-lichen russischen Orientpolitik wäre natürlich, daß Österreich weiter dieFühlung mit Rußland aufrechterhalte und daß die Türkei das zwischenRußland und Österreich in Mürzsteg vereinbarte Programm akzeptiere.Führe die Türkei das österreichisch-russische Programm nicht gutwilligaus, so wäre das von ihrer Seite eine selbstmörderische Politik, denn