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4 (1931) Jugend- und Diplomatenjahre
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BISMARCK HAT ZU VIEL GEIST

All Sünd hast du getragen,Sonst müßten wir verzagen:Erbarm dich unser, o Jesu!Gib uns Frieden, o Jesu!

Das Bild hängt noch heute über meinem Bett.

Im Hause meines Vaters machte Herr von Bismarck die BekanntschaftFürst eines Russen, dem er später noch öfter begegnen sollte, des FürstenGortschakow Alexander Michailowitsch Gortschakow , damals russischen Gesandten inStuttgart und zugleich Vertreters des Zaren beim Frankfurter Bundestag.Mein Vater frug den ihm befreundeten Gortschakow, ob er den neuen preu-ßischen Gesandten Bismarck schon kenne. Als Gortschakow die Frage ver-neinte, schlug ihm mein Vater vor, abends bei uns zu speisen, er erwarteBismarck zu Tisch. Gortschakow werde einen interessanten Mann kennen-lernen. Gortschakow kam. Bismarck sprühte von Geist. Gortschakow ver-hielt sich eher zuhörend. Als Bismarck nach Tisch fortging, um noch aneiner Soiree in einem anderen Hause teilzunehmen, frug mein Vater denRussen:N'est-ce pas, qu'il a de l'esprit?" Gortschakow erwiderte:II ena meme trop."

Mit Dankbarkeit und Rührung denke ich daran, mit welcher Güte undWeisheit mein Vater mich erzog. Insbesondere hieß er es sich angelegen sein,die bedenklichen oder gar schlechten Anlagen, die in jeder Kinderseeleschlummern, rechtzeitig zu bekämpfen. Ich hatte mir ein kleines Tagebuchangelegt und als Motto auf die erste Seite eingetragen: ,Non impero sedimperam'. Mein Vater nahm mich beim Ohrläppchen und frug:Was sollder Unsinn bedeuten?" Beschämt und verlegen gab ich zu verstehen, ichhoffte, in späteren Jahren einmal führen, befehlen zu können. Mein Vatererwiderte:Erstens sollst du gehorchen lernen, bevor du befehlen kannst.Und auch wenn du gelernt haben wirst zu gehorchen, ist es noch sehr dieFrage, ob du die Fähigkeit zum Führen haben wirst. Und dann lerne erstdie Grammatik. Es muß nicht heißen ,imperam', sondern ,imperabo'!"

Als ich einmal mit meinem Vater an einem heißen Tage nach Wiesbaden fuhr, verfiel ich in der Bahn in einen Halbschlummer. Im Coupe mit unsbefand sich eine etwas affektierte, sehr sentimentale Dame. Ich hörte, wiesie, auf mich deutend, flüsterte:Welch schöner Knabe! Das Bild desschönen Schlafes!" Als wir, in Wiesbaden angekommen, dort zum Nero-berg gingen, um die griechische Gruftkapelle zu besichtigen, in der die ersteGemahlin des Herzogs Adolf von Nassau , eine russische Großfürstin, ruht,sagte ich zu meinem Vater, ich hätte wohl verstanden, was die freundlicheDame über mich gesagt hätte.Du hast", erwiderte mein Vater, der sichauch hier als geborener Pädagoge erwies,ganz falsch verstanden. Sie hat