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4 (1931) Jugend- und Diplomatenjahre
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DIE PAULSKIRCHE

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gesagt, du schautest aus wie ein Affe, und ich habe erwidert, es käme nichtauf das Äußere an, sondern auf Fleiß und Betragen." Auch auf den Spazier-gängen, die mein Vater fast täglich mit mir unternahm, benutzte er jedeGelegenheit, um, ohne meine kindliche Unbefangenheit und Fröhlichkeit zubeeinträchtigen, mich ambulando zu belehren. Ich sehe noch die MainzerLandstraße vor mir, auf der wir gingen. Wir blieben vor einer kleinen Wiesestehen, auf der ein Offizier ein Pferd an der Longe gehen ließ. Um das Tieran den Knall der Pistole zu gewöhnen, gab er alle fünf Minuten einenPistolenschuß ab. Mein Vater bemerkte, daß, wenn der Augenblick desSchusses sich näherte, ich eine gewisse Nervosität an den Tag legte, beimSchuß aber zusammenfuhr. Mit Ernst sagte er mir:Sei nicht nervös, wernervös ist, bringt es zu nichts. Keep up your nerves, Sir!" Ich habe seineMahnung nie vergessen. In mehr als einer kritischen Lage, bei stürmischenDebatten in den Parlamenten, bei mehr als einer ernsten Unterredung mitWilhelm IL, bei großen Entscheidungen, bei schwierigen Situationenmeines Privatlebens dachte ich an die Worte meines Vaters:Keep up yournerves, Sir!"

Ich durfte meinen Vater auch begleiten, wenn er mit anderen Herrenging. Gar mancher Spaziergang steigt in meiner Erinnerung auf, den mein Bismarck undVater gemeinsam mit Herrn von Bismarck vor den Toren der alten Reichs- 1848Stadt Frankfurt unternahm. Wenn ich auch sehr jung war, so verstand ichdoch wohl wenn nicht jede Einzelheit so doch Gang und Tendenz der Unter-redung, die sich häufig um das Jahr 1848 drehte. Die beiden Gesandtenwaren darüber einig, daß die politische Unfähigkeit der Deutschen seltenoder nie so drastisch zutage getreten sei wie in der Frankfurter Paulskirche .Seiner Art entsprechend, gab mein Vater dieser Auffassung in maßvollenWorten Ausdruck, ja mit einem Unterton von Mitleid, selbst von An-erkennung für den Idealismus der führenden Männer der Paulskirche. Da-gegen konnte sich Bismarck gar nicht genugtun in sarkastischer, grausamerVerhöhnung und Verurteilung der theoretisierenden Bücherweisheit, desunpraktischen Doktrinarismus, des banausischen Spießbürgertums, derPhilisterhaftigkeit der Achtundvierziger. Ich entsinne mich genau, daßHerr von Bismarck einmal den damals von vielen sehr hoch gestellten Hein-rich von Gagern einen hohlen Schwätzer, ja (horribile dictu) ein politi-sches Kamel nannte. Der einzige Achtundvierziger, den er allenfalls geltenHeß, war Robert Blum , der wenigstens den Mut gehabt habe, sich in derWiener Brigittenau erschießen zu lassen.

Rückschauend will ich nicht bestreiten, daß das Urteil des Gesandtenvon Bismarck über die Männer von 1848 nicht ganz gerecht, daß es zuscharf war. Die Absichten der Achtundvierziger waren edel, ihre Ziele viel-fach die richtigen. Allerdings stand ihr Können in keiner Weise auf der