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4 (1931) Jugend- und Diplomatenjahre
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BISMARCK KALTGESTELLT

Ich habe schon gesagt, daß sowohl das Bismarcksche Ehepaar wie meineHerr von Eltern in freundschaftlicher Beziehung zu dem oldenburgischen GesandtenEisendecher Herrn von Eisendecher und dessen gescheiter Frau, einer Bremerin,standen. Herr von Eisendecher hatte zwei hebenswürdige Töchter, die beidePommern heirateten, die ältere, Gustava, einen Herrn von Koller, diejüngere, Christa, einen Grafen Eickstedt. Christa, die mir immer eine guteFreundin gebheben ist, trat dem Bismarckschen Hause besonders nahe. Siehat auch am Sterbebette des großen Fürsten gestanden, für dessen Eigenartes charakteristisch ist, daß er trotz der Intimität, die Christa mit dem Bis-marckschen Hause verband, deren Bruder, den Gesandten in Karlsruhe ,Karl von Eisendecher , nicht mehr über die Schwelle seines Hauses ließ,seitdem dieser, wie der Fürst glaubte, unter dem Einfluß des GroßherzogsFriedrich von Baden im März 1890 den Standpunkt seines Chefs, desMinisterpräsidenten und Beichskanzlers, gegenüber Kaiser Wilhelm II. nichtmit der wünschenswerten Festigkeit vertreten hatte. Als Wdhelm II. 1897dem Fürsten Bismarck seinen letzten Besuch machte, brachte er in seinemGefolge auch Herrn von Eisendecher mit. Sobald Fürst Bismarck dies hörte,Heß er den Kaiser wissen, daß er Herrn von Eisendecher nicht in seinemHause dulde, und dieser mußte während des ganzen Besuches im Sonder-zuge warten.

Als Herr von Bismarck 1859 Frankfurt verließ, war mein Vater der ein-zige seiner Kollegen, der an die Bahn ging, um ihm Lebewohl zu sagen.Bismarck verabschiedete sich von meinem Vater nach einem kräftigenHändedruck mit den Worten:Die neue Ära will mich an der Newa injeder Beziehung kaltstellen. Wer weiß, wie lange ich überhaupt noch imDienste bleibe."

Von nichtdeutschen Diplomaten in Frankfurt war der französische Ge-Le Marquis sandte Tallenay eine originelle Erscheinung. In der Zeit, wo meine Er-de Tallenay innerungen beginnen, hatte er bereits den Dienst quittiert, seinen Wohnsitzin der schönen Mainstadt jedoch beibehalten. Damals gab er sein Alter aufsiebzig bis achtzig Jahre an. Es wurde aber behauptet, daß er neunzig hintersich habe. Mit glänzend gefärbtem Haar und Knebelbart, sah er noch ganzunternehmend aus. Er war schon unter dem Directoire in den diplomati-schen Dienst eingetreten und hatte als Attache und Secretaire de Legationdie Schlacht an den Pyramiden und Marengo miterlebt. Er hatte nach-einander der ersten Republik , Napoleon L, der Restauration, der Juli-Monarchie, der zweiten Republik und Napoleon III. gedient, fand das aberdurchaus in der Ordnung.Je ne sers pas les diflerents gouvernements quise succedent, je sers la France qui reste." Er hieß eigentlich M. Marquis,vertauschte aber seinen Namen mit dem wohlklingenderen seines Geburts-orts Tallenay, nannte sich erst M. Marquis de Tallenay und schließlich