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4 (1931) Jugend- und Diplomatenjahre
Entstehung
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EIN GESTOHLENER ZARENBRIEF

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le Marquis de Tallenay. Er verkehrte viel in unserem Hause und entzückteuns Kinder durch die Schnurren, die er uns erzählte. Der Erste Sekretär derFranzösischen Gesandtschaft in Frankfurt a. M., M. Gustave Rothan, warder Sohn eines protestantischen Geistlichen im Elsaß und trug einenoutrierten Chauvinismus zur Schau. Er hat später eine Reihe in solchemGeist gehaltene, aber gut geschriebene Bücher über die preußisch-französi-schen Beziehungen von 1862 bis 1870 veröffentlicht. In Frankfurt wurdeer namentlich von den Russen, aber auch von anderen, geschnitten, weiler 1855 als Mitglied der Französischen Gesandtschaft in Berlin den Dieb-stahl organisiert hatte, durch den ein vertraulicher Brief des KaisersNikolaus I. an König Friedrich Wilhelm IV. in die Hände der Franzosengelangte. In diesem Brief hatte der Zar seinem Schwager mitgeteilt, daßdie Bastion Malakow nur noch kurze Zeit zu halten wäre. Der Brief, zurKenntnis des Generals Pelissier gebracht, entschied über den Fall vonSebastopol und damit über den Ausgang des Krimkrieges.

Ein großer Beau und Herzenbrecher war der spanische Gesandte Ran-eis y Villanuova, von dem das Gerücht ging, er sei der erste Liebhaberder Königin Isabella von Spanien gewesen, also jedenfalls der erste in-einerlangen Reihe. Vielleicht um diese Sünde abzubüßen, zog sich Rancis amEnde seines Lebens wie Karl V. in ein spanisches Kloster zurück. Er hatmich im Frühjahr 1873 in Metz besucht, wo ich damals am Bezirkspräsi-dium arbeitete. Ich zeigte ihm die Schlachtfelder von Gravelotte und Mars-la-Tour, die ihm staunende Ausrufe der Bewunderung für das Heldentumder preußischen Garde entlockten.

Der niederländische Gesandte, Herr von Scherff, befand sich in ähn-licher Lage wie mein Vater. Er vertrat beim Bundestag das GroßherzogtumLuxemburg und einen Teil des Herzogtums Limburg, die, obwohl ein inte-grierender Bestandteil des Königreiches der Niederlande, zum DeutschenBund gehörten. Der Tochter Pauline, in Frankfurt Paulinche" genannt,hat in seiner treuen und redlichen Weise unser lieber Kaiser Wilhelm Lviele Jahre in Freundschaft gehuldigt. Paulinche ist als alte Jungfer ge-storben, aber die sich nie verleugnende Sympathie des alten Herrn für sieund die kleinen Aufmerksamkeiten, die er ihr mit seinem feinen Herzens-takt erwies, verschönten den Herbst ihres Lebens mit Sonnenschein. Dereinzige Sohn der Familie Scherff trat in preußischen Dienst und wurde einausgezeichneter Generalstabsoffizier und bahnbrechender Militärschrift-steller, der über Strategie und Taktik wertvolle Abhandlungen veröffent-licht hat.

Mecklenburgischer Gesandter am Frankfurter Bundestag war ein Vetter Der mechlen-meines Vaters, Bernhard Vollrath von Bülow . Er war der einzige Sohn burgischedes mecklenburgischen Oberstallmeisters Vollrath von Bülow, der sich Bulow