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4 (1931) Jugend- und Diplomatenjahre
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RICHTIG UND SCHNEIDIG'

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ihm verliehenen Orden dem General von Log, der inzwischen Komman­dierender General des VIII. Armeekorps geworden war, mit einem an den Kronprinzen gerichteten ungehörigen Briefe zurück. Nachdem er in Berlin die erforderlichen Schritte getan hatte, sandte General von Loö den Chef seines Stabes, den Oberst von der Planitz, nach Madrid , mit dem Auftrag, dem General Salamanca seinen Brief zurückzustellen und ihn in ganz ruhiger Weise,suaviter in modo, fortiter in re über die im deutschen Offizierkorps herrschenden Ehrenauffassungen sowie über die dem General von Loe persönlich zugefügte Beleidigung aufzuklären und zugleich unter Ablehnung jeder Exkursion auf das politische Gebiet und einer etwaigen Fortsetzung der Korrespondenz die persönliche Genugtuung dem eigenen loyalen und ritterlichen Gefühl des Spaniers anheimzugeben. Im Weige­rungsfälle sollte Planitz eine Forderung auf die in Spanien landesübliche Waffe, den Degen, überbringen und ein neutrales Land, z. B. Italien, für den Ort des Zweikampfes vorschlagen. General Salamanca ging bei der Zu­sammenkunft mit Loes Abgesandtem, dem Oberst von der Planitz, auf alles ein, nahm seinen Brief ohne jeden Vorbehalt zurück und erklärte, wie in Gegenwart zweier Zeugen zu Protokoll aufgenommen wurde, daß er tief bedaure, durch Übersendung des Briefes an Seine Kaiserliche und König­liche Hoheit den Kronprinzen den General von Loö beleidigt zu haben. Als Erzherzog Albrecht , der Sieger von Custozza, davon hörte, freute sich sein altes Soldatenherz, und er äußerte:Die ritterliche Art, mit der Loe diese Affäre so korrekt und energisch durchgeführt hat, steigert meine Wertschätzung für ihn zu wahrer Hochachtung. Und FürstBismarck bezeichnete das Vorgehen des Generals von Loö alsrichtig und schneidig.

Loe war ein treuer Sohn der katholischen Kirche und machte aus dieser seiner Gesinnung gerade während des Kulturkampfes kein Hehl. Als die Jesuiten aus Deutschland ausgewiesen wurden, vertraute er seinen einzigen Sohn der von Jesuiten geleiteten Unterrichtsanstalt in Feldkirch , der Stella matutina an.Ich hatte früher nicht viel mit den Jesuiten im Sinn, meinte er damals,aber jetzt, wo sie verfolgt und verbannt werden, möchte ich keinen Zweifel lassen über meine Treue für meine Kirche. Aber auch den kirchlichen Behörden gegenüber blieb er immer und in jeder Lage preußischer General und Edelmann. Als der Feldmarschall Loö schon in hohen Jahren stand, wurde ein rheinländischer Edelmann, der Kammer­herr von S., genötigt, einem anderen Herrn des rheinländischen Adels eine Aufforderung zum Zweikampf zu übersenden. Der Erzbischof von Köln er­klärte, er werde, falls es zu einem Duell käme, sowohl gegen die Duellanten wie gegen die Sekundanten mit kirchlichen Strafen Vorgehen. Daraufhin ließ der Feldmarschall von Loe dem Erzbischof sagen, er selbst würde

Loe und die

katholischeKirche