Druckschrift 
1 (1838)
Entstehung
Seite
56
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Licdcr.

Phyllis an Dämon.Lehre mich, o Dämon, singe»,Singen, wie du trunken singst.Laß auch mich dir Licdcr bringen,Wie du mir begeistert bringst.Wie du mich willst ewig singen,Möcht' auch ich dich ewig singen.

Durch des Weines Feuerkräfte,Nur durch sie singst du so schön.Aber diese GöttcrsästeDarf ich schmachtend nur beschn.Dir rieth Bciius Wein zu trinken,Mir rieth sie, ihn nicht zu trinken.

Was wird nun mein Lied beleben,Kann es dieser Trank nicht seyn?Wie? Du willst mir Küsse geben,Küsse, feuriger, als Wein?Dämon, ach! nach deinen KüssenWerd' ich wohl verstummen müsse». °)

^Zweytes Buch. 17Z3.^

Für wen ich singe.Ich singe nicht für kleine Knaben,Die voller Stolz zur Schule gehn,Und den Ovid in Händen haben.Den ihre Lehrer nicht versteh».

Ich singe nicht für euch, ihr Richter,Die ihr voll spitz'gcr GründlichkeitEin unerträglich Joch dem Dichter,Und euch die Muster selber seyd.

°) Was wird mm mcin Lied beleben,Wenn es nicht der Wein belebt:Doch, dein Kuß soll es erheben,Wenn cs nach der Höhe strebt.Dämon, ja dn sollst mich küssen,Und den Wein vertrete» müsse». 1761. 63.