Druckschrift 
1 (1838)
Entstehung
Seite
578
Einzelbild herunterladen
 

578

Minna von Barnhelm.

Sic so nicht! Zch habe nie fürchterlicher fluchen hören, alsSie lachen. Und lassen Sic uns das Schlimmste setzen!Wenn man Sic hier durchaus verkennen will: so kann mauSie bey uus nicht verkennen. Nein, wir können,, wir werdenSic nicht verkeimen, Tcllhcim. Und wenn unsere Stande diegeringste Empfindung von Ehre haben, so weiß ich was siethun müsse». Doch ich bin nicht klug: was wäre das nöthig?Bilden Sic sich cin, Tcllhcim, Sic hatten die zwcytauscndPistolen an einem wilden Abende verloren. Der König warcinc unglückliche Karte für Sie: die Dame (auf sich weisend) wirdIhnen desto günstiger seyn. Die Vorsicht, glauben Sic mir,hält den ehrlichen Mann immer schadlos; und öfters schon imvoraus. Die That, die Sic einmal um zwcytauscnd Pistolenbringen sollte, crwarb mich Zhncn. Ohne dicsc That, würdcich nic bcgicrig gewesen seyn, Sie kcnncn zu lernen. Sic wis-sen, ich kam uncingcladen in die erste Gesellschaft, wo ich Siczu finden glaubte. Zch kam blos Zhrcntwcgcn. Zch kam indcm fcstcn Vorsatze, Sic zu lieben, ich liebte Sic schon!in dcm fcstcn Vorsatze, Sie zu besitzen, wenn ich Sic auch soschwarz und häßlich finden sollte, als den Mohr von Venedig.Sie sind so schwarz und häßlich nicht; auch so eifersüchtig wer-den Sic nicht seyn. Aber Tcllhcim, Tcllhcim, Sic habcn dochnoch viel ähnliches mit ihm! O, über die wilden, unbicgsamcliMänncr, die nur immer ihr sticrcs Angc auf das Gespenst derEhre heften! für alles andere Gefühl sich verhärten! HierherZhr Auge! auf mich, Tcllhcim! (der indeß vertieft, und unbeweglich,mit starren Augen immer auf cinc Stelle gesehen) Woran dcnkcn Sie?Sie hören mich nicht?

v. Tellheim. (zerstreut) O ja! Aber sagen Sie mir doch,mein Fräulein: wie kam der Mohr in Vcnctianische Dienste?Hatte der Mohr kein Vaterland? Warum vcrmicthctc er seinenArm und sein Blut einem fremden Staate?

Das Fräulein, (erschrocken) Wo sind Sie, Tcllhcim? Nunist es Zeit, daß wir abbrechen. Kommen Sie! (indem sie ihnbey der Hand ergreift) Franciska, laß den Wagen vorfahren.

v. Tellheim, (der sich von dem Fräulein los reißt, und der Fran-ciska nachgeht) Nein, Franciska; ich kann nicht die Ehre habcn,