Minna von Barnhclm.
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v. Tellhcim. (nachdcm cr gclcscn, mit dcr lcbhaslcstcn Rührung)Ha! cr hat sich auch hicr nicht vcrlcugnct! — O, mcin Fräu-lcin, welche Gerechtigkeit! — welche Gnade! — Das ist mehr,als ich erwartet! — Mehr, als ich verdiene! — Mein Glück,meine Ehre, alles ist wiederhergestellt! — Ich träume doch nicht?(indem cr wicdcr in den Bricf ficht, als in» sich nochmals zn übcrzcugcn)Nein, kein Blendwerk meiner Wünsche! — Lesen Sie selbst,mcin Fräulein; lesen Sie sclbst!
Das Fräulein. Ich bin nicht so unbescheiden, Herr Major,v. Tellhcim. Unbescheiden? Dcr Bricf ist an mich; anZhrcn Tcllhcim, Minna. Er enthält, — was Ihnen Ihr Oheimnicht nehmen kann. Sie müssen ihn lesen; lesen Sie doch!
Das Fräulein. Wenn Ihnen ein Gefalle damit geschieht,Herr Major — (sic nimmt dcn Bricf und licsct)„Mein lieber N7a/or von Tcllhcim!
„Ich thue Euch zu wissen, daß dcr Handel, dcr mich um„Eure Ehrc besorgt machte, sich zu Eurem Vortheil aufgeklä-ret hat. Mcin Bruder war des Nähern davon unterrichtet,„und sein Zeugniß hat Euch für mehr als unschuldig erkläret.„Die HosstaatSkassc hat Ordre, Euch dcn bewußten Wechsel„wicdcr auszulicfcrn, und dic gethanen Vorschüsse zu bezahlen;„auch habe ich befohlen, daß alles, was dic Fcldkricgskasscn„widcr Eurc Rcchnungcn urgircn, nicdcrschlagcn wcrdc. Mcl-„dct mir, ob Euch Eurc Gesundheit erlaubet, wicdcr Dicnstc„zu nchmcn. Ich möchte nicht gern einen Mann von Eurer„Bravour und Dcnkungsart entbehren. Ich bin Euer wohl-„affcklionirtcr König zc."
v. Tcllhcim. Nun, was sagen Sic hierzu, mcin Fräulcin?Das Fräulein, (indcm sic dcn Bricf wicdcr znsammcnschläjzt, nndznrnckgicbt) Ich? nichts,v. Tcllhcim. Nichts?
Das Fräulcin. Doch ja: daß Ihr König, dcr cin großcrMann ist, auch wohl cin guter Mann seyn mag. — Aber wasgeht mich das an? Er ist nicht mcin König.
v. Tellhcim. Und sonst sagcn Sic nichts? Nichts von Rück-sicht auf uns selbst-!
Das Fräulein. Sie trctcn wicdcr in scinc Dicnstc; dcr