Miß Sara Sampson.
waitrvell. Ach! sie verdient sie, und wenn ts blutigeThränen wären.
Sir Milliam. Nnn so laß mich.
Vvaitwell. Das beste, schönste, linschuldigstc Kind, dasnntcr der Sonne gelebt hat, das muß so verführt werden! AchSarchcn! Sarchcn! Ich habe dich aufwachsen sehen; hnndcrt-mal habe ich dich als ein Kind anf diesen meinen Armen ge-habt; ans diesen meinen Armen habe ich dein Lächeln, deinLallen bewundert. Aus jeder kindischen Miene straltc die Mor-genröthe eines Verstandes, einer Leutseligkeit, einer — —
Sir lVilliam. O schweig! Zerfleischt nicht das Gegenwär-tige mein Herz schon genug? Willst du meine Martern durchdie Erinnerung an vergangne Glückseligkeiten noch höllischermachen? Acndrc deine Sprache, wenn du mir einen Dienstthun willst. Tadle mich; mache mir aus meiner Zärtlichkeitein Verbreche»; vcrgrößrc das Vergehen meiner Tochter; erfüllemich, wenn du kannst, mit Abscheu gegen sie; entflamme aufsneue meine Rache gegen ihren verfluchten Verführer; sage, daßSara nie tugendhaft gewesen, weil sie so leicht aufgehört hates zu seyn; sage, daß sie mich nie geliebt, weil sie mich heim-lich verlassen hat.
Waitwcll. Sagte ich das, so würde ich eine Lüge sagen;eine unverschämte, böse Lüge. Sie könnte mir auf dem Tod-bctte wieder einfallen, und ich alter Böscwicht müßte in Ver-zweiflung sterben. — Nein, Sarchcn hat ihren Vater geliebt,und gewiß! gewiß! sie liebt ihn noch. Wenn Sie nur davonüberzeugt seyn wollen, Sir, so sehe ich sie heute noch wiederin Ihren Armen.
Sir UMiam. Za, Waitwcll, nur davon verlange ichüberzeugt zu seyn. Ich kann sie länger nicht entbehren; sie istdie Stütze meines Alters, und wenn sie nicht den traurigenRest meines Lebens versüßen hilft, wer soll es denn thun?Wenn sie mich noch liebt, so ist ihr Fehler vergessen. Es warder Fehler eines zärtlichen Mädchens, und ihre Flucht war dieWirkung ihrer Reue. Solche Vergchungcn sind besser, als er-zwungene Tugenden — Doch ich fühle es, Waitwcll, ich fühlees; wenn dicsc Vcrgchungcn auch wahre Verbrechen, wenn es