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574 Die Matrone von EphcsuS.

Philokratcs. Verleumderinn! Aber liebc MysiS, wette wasdn willst; du sollst alles gewinnen: nur sey mir nicht zuwider Un-terstütze mich

Nlhslö. Nur frisch! das eisen glüht; folgen Sie ihr

Philokrates. (der ihr in der Vertiefung nachgehet) Ob ich Caffan-dcrn gekannt? Wir thaten zusammen unsern ersten Fcldzug. In sofeurigen Jahren knüpft gemeinschaftliche Gefahr die zärtlichsten Freund-schaften. Die unsere ward durch meinen Aufenthalt an dem PersischenHofe unterbrochen. Tarauf entstand dieser Krieg mit den Kolopho-»iern. Ich mußte zu meinem Phalanx, ohne Cassandcr» vorher um-armen zu dürfen. Und indeß indeß hat ihn die grausame Parzeabgefordert! O ich Unglücklicher! Doch mein Schmerz, Madam,hat kein Recht, sich neben dem Ihrigen zu äußern.

AntlphllK- (sich langsam mit Empfindung gegen ihn wendend) Ach!Sie waren sein Freund! Ich kenne die Rechte der Freundschaft, sowie die Rechte der Liebe. Liebc ist nichts, als die innigste Gattung derFreundschaft. Welcher Empfindung konnte' sich die Freundschaft vorden Augen der Liebe zu schämen haben? Nein, mein Herr, erstickenSie nichts, bergen Sie nichts, was Ihrem Herze» so rühmlich ist:nicht diese Thräne, (indem Philokratcs die Hand vor die Augen fuhrt unddas Gesicht von ihr abwendet) die Sie dem Andenken eines Mannesopfern, der uns beyden so werth war.

TN)?slö. O liebste Fran, nun dulden Sie den Herrn ja nichtlänger! Seine Betrübniß würde der Ihrigen nur mehr Nahrung ge-ben. Wir brauchen iiicmaud, der uns noch wehmüthiger macht, alswir schon sind.

Philokrares. Woran erinnerst du dciue Ecbicthcrimi? Dochich kaun dir nicht Unrecht geben. Ich gehe

Amiphila. Ach, mein Herr, entziehen Sie mir den Freund desGeliebten meiner Seele nicht so schnell. Diesem geht nichts an,was ich dem Unbekannten sagte. Er war Ihr Freund! Sie alleinkönnen meinen Verlust schätzen: wie ich allein den Ihrigen.