— 14 —
Verstandesbegriffe geben, als Arten von Urteilen existieren*);auf diese Weise stellt Kant als das Inventarium des reinenVerstandes seine zwölf Kategorien auf, welche in Verbindungmit den aus ihnen sich ergebenden Grundsätzen als apriorischeFormen des Denkens jede Erfahrung erst ermöglichen. 2 )Hume hatte die Existenz einer wirklichen Kausalität in derWelt für problematisch erklärt, da Erfahrung uns darübernichts lehren könne; Kant hingegen will zeigen, dafs wireine notwendige und allgemeingiltige Erkenntnis von Kausal-verhältnissen in der Welt besitzen, weil der Begriff derKausalität unabhängig von aller Erfahrung zugleich mit ihraus der Thätigkeit des reinen Verstandes ursprünglich her-vorgeht. Wir vermögen die Ordnung und Gesetzmäfsigkeitin allem Geschehen zu erkennen, weil und soweit wir, informaler Hinsicht, sie selbst hineinlegen. 8 )
Da Raum und Zeit und die Kategorien nur Funktionendes erkennenden Bewufstseins sind, welche ohne Wahr-nehmungsinhalt leer bleiben, 4 ) so kommt Kant zu demResultate, dafs alle Erkenntnis sich nur auf Erscheinungenerstreckt 8 ), d. h. auf die Dinge, wie sie sich in den Formendes Bewufstseins darstellen, nicht aber wie sie, unabhängigvon diesem, an sich beschaffen sind. Wir haben daher keinRecht, über die Erfahrung hinaus zu gehen, indem dieapriorischen Formen nur an und mit der Erfahrung ihreLeerheit "ausfüllen und nur für sie ihre Giltigkeit bewahren.Das Ding an sich ist ein blofser Grenzbegriff, welcher nichtspositives mehr enthält, nicht einmal das Prädikat der Gegen-
Kr. d. r. V. S. 96. S. 97. »Die wahren Stammbegriffe d.rein. Verstandes.«
2 ) Kr. d. r. V. S. 110, 113, 124.
3 ) Kr. d. r. V. S. 134.
*) Kr. d. r. V. S. 113, 223.
8 ) Die reinen Verstandesbegriffe beziehen sich auf die Er-scheinungen vermittelst des transcendentalen Schematismus. DieSchemata sind »Regel der Synthesis der Einbildungskraft«, welchezu jedem Begriffe eine anschauliche Grundlage schaffen.
Kr. d. r. V. S. 142—49.