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haupt, die Gegenstände erst möglich machen. Durch dasDenken werden die Vorstellungen auf einander bezogen unddie Kategorien sind nichts anderes als die verschiedenenFormen dieser Beziehung. Man kann daher sagen, dafs dieKategorien dem Verstände angeboren sind, wenn sie auchnur bei Gelegenheit der Erfahrung zum Bewufstseinkommen. *) Der Verstand unterwirft aber nicht etwasa posteriori Gegebenes und ihm fremd Gegenüberstehendesseinen apriorischen Gesetzen, sondern er läfst es vielmehrdiesen Gesetzen gemäfs entstehen. 2 ) Die Axiome derMathematik setzen stets Anschauung voraus und sind keineErkenntnisse a priori, da sie der Erkenntnis des Gegen-standes nicht vorhergehen; 8 ) Die Notwendigkeit der mathe-matischen Sätze ist keine strenge, objektive, sondern eineblofs subjektive. 4 ) Das Urteil, eine gerade Linie ist diekürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten, läfst sich auchdeshalb als notwendig erklären, weil wir dieses Verhältnisimmer so wahrgenommen haben und es den höchsten Gradder Wahrscheinlichkeit hat, dafs es sich damit immer soverhalten werde. Wahrhaft apriorische Erkenntnis kommtnur dem Denken zu, dessen oberstes Prinzip, der Satz desWiderspruchs (mit dem aus ihm sich ergebenden Satz derIdentität) die allgemeinste Bedingung alles Erkennens ist.Was Kant Vernunftidee nennt, ist nur die formelle Voll-ständigkeit eines Begriffes. 5 )

4. Wilhelm Traugott Krug .

Krug hat die Lehren der Kant'schen Vernunftkritik ingemeinverständlicher Form bearbeitet und dadurch viel zuihrer Verbreitung, nicht minder aber auch zu ihrer Ver-flachung beigetragen. Ganz im Kant 'schen Sinne glaubt er

l ) 1. C. S. 44-

a ) S. 82.

3 ) S 169.

4 ) S. 173.

5 ) 1. c. S. 80.