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Anrüchiges und Allzumenschliches : Einblicke in das Kapital Pfui / Paul Englisch
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wunderung und Mißbilligung zu erkennen zu geben, daßsie sich nicht schämte, ein solches Geschäft zwischenzwei Männern zu verrichten. Wie? antwortete die rus-sische Dame, es sind ja meine Sklaven, sie sind mitmir erzogen worden, sie sollten sich nur einmal den Ge-danken einfallen lassen, daß ich noch etwas anderes habeals einen Rock, oder sich gar einbilden, daß ich für sieFrau und sie für mich Männer sind 8 !"Diese Frau, gewiß eine Dame derguten" Gesellschaft,stand in ihrer geistigen Entwicklung auf der Stufe derKinder, die in ihrer naiven Natürlichkeit noch keinenAbscheu vor den Ausscheidungen hegen, den ihnen erstdie Erziehung einimpft. So mancher hat wohl schondie Beobachtung gemacht, die ein französischer Memoi-renschreiber in die Worte kleidet:Ich habe Kinderbeobachtet, die oft eine Viertelstunde bei ihren Exkre-menten verweilten und zuweilen mit einem Stecken darinherumstocherten. Sie zeigten dabei die gleiche Aufmerk-samkeit und denselben Ernst wie die alten Auguren, diein die Geheimnisse der Völker zu dringen glaubten, wennsie in den Eingeweiden erschlagener Feinde herumwühl-ten. Die Entfernung, die man zwischen sich und seinenAusscheidungen zu legen sich bemüht, entspringt keinemnatürlichen und verständlichen Gefühl, darüber sind sichdie Gelehrten einig. Dasselbe will wohl auch Marc Aurelausdrücken, wenn er sagt, daß der Riechende jeden Ge-ruch ertragen, der Weise vor keinem Sinneseindruck zu-rückschrecken soll 9 ."

8 Geheime Nachrichten über Rußland unter der Regierung Katha-rinens II. und Pauls I. Ein Gemälde der Sitten des PetersburgerHofes gegen das Ende des 18. Jahrhunderts (von Major Masson).Zweiter Teil. Paris 1800, S. 19^, Note 9.

0 Memoires de l'Academie des Sciences, inscriptions, heiles letlres,nouvellement elahlies. A Trnyes en Champagne. A Troyes, chez

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