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Anrüchiges und Allzumenschliches : Einblicke in das Kapital Pfui / Paul Englisch
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Die Defäkation vor andern zu verrichten, gilt bei denÄthiopiern als Schande. Männer wie Frauen waschen sichsowohl nach der Defäkation wie nach der Miktion diebetreffenden Partien. Ohne ein Gefäß mit Wasser gehtkein Moslim an dieses Geschäft. Ist kein Wasser zurHand, wie zum Beispiel bei der Reise, muß ein Steinoder Sand genügen. Nach dem Urinieren wird in die-sem Falle die Eichel mit dem ersten besten Stein ge-rieben. Diese figürliche Waschung wird auch in vollerÖffentlichkeit und immer mit der rechten Hand vor-genommen, da die linke als unrein gilt. Die dort leben-den Christen dagegen reinigen sich nie mit Wasser, son-dern mit einem Blatte oder einem Stein 7 .Das Schamgefühl ist ja bekanntlich ein ganz relativerBegriff. Nur in dem OrganismusGesellschaft" kannes sich entwickeln, und nach deren Struktur wird es ver-schiedene Formen annehmen. Wo Kastengeist herrscht,wird der Niederstehende nicht als vollwertig angesehen,und in den Staaten, in denen die Hörigkeit oder Leib-eigenschaft besieht, erscheint der Hörige, Leibeigenenicht als Mensch. Er ist bestenfalls etwas Indifferentes,das nicht zählt, das man nicht beachtet, vor dem mansich keinen Zwang anzutun braucht. Einen trefflichenBeweis für das eben Gesagte bietet uns folgende Anek-dote:Eine russische Dame ging mit einer Französinspazieren, und zwei große Bedienten folgten ihnen nach.Auf einmal rief ihnen die Dame, ließ sich von ihnenunter den Armen fassen und entfernte sich ein wenigvom Wege. Hier ließ sie sich hinter einem Gesträuchdurch ihre zwei Pagen die Röcke aufheben und ver-richtete, von ihnen gehalten, ein dringendes Bedürfnis.Die Französin konnte es nicht unterlassen, ihr ihreVer-7 Friedrich J. Bieber in Anthropophytheia, VII, a3i.

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