Nach solchen Prinzipien handelte die Menschheit in denalten Zeiten. Der Mensch dachte nicht daran, sich voretwas zu ekeln, das ein Stück seines Selbst ist oder war.In den südlichen Staaten Europas herrscht in dieserBeziehung noch heute eine Ungeniertheit, die für unsereBegriffe etwas Erstaunliches hat Johann ChristophMaier sagt 10 : „Vom Edelmann bis zum Bettler entladetsich jeder seines Unrats auf der Stelle, wo ihn dieNotdurft ankömmt Hier sieht man einen Edelmannseine Gondel ans Land steuern und aussteigen, um dasvor jedermanns Auge zu tun, was nur ins Verborgenegehört Etliche Schritte davon sitzt ein Bettler und tutein gleiches. Selten kommt man durch eine Straße, woman nicht einen oder den anderen in solcher Stellungfindet... Vornehmlich aber scheint die Unfläterei ihrenSitz im Palast zu St. Markus völlig aufgeschlagen zuhaben. Er gleicht mehr einem Kloak als einer Resi-denz ... Eines Morgens frühe, wo der Zulauf im Pa-laste sehr groß ist, stand ich an der Saaltüre des gro-ßen Rats im Gespräch mit jemandem, als ich auf ein-mal eine ungewöhnliche Wärme an einem Beine fühlte.Ich sah mich nach der Ursache davon um und erblickteeinen Patrizier in der Weste, der sich diese Ungezogen-heit ganz frei erlaubte." — Nicolai erzählt: „Einer un-serer Postillione stieg vom Pferde, zog, vor dem Wagenbleibend, ohne weiteres die Beinkleider herunter und ver-richtete mit der größten Unbefangenheit, gegen uns ge-kehrt, seine Notdurft Es ist uns dies schon einmal be-gegnet... Unf läterei ist in Italien die Losung." Karl
le libraire de l'Acadimie ei se trouve ä Paris, chez Duchesne,
libraire, rue Sainl-Jacques au Temple du goüt, 1706, 1877.
10 In seiner „Beschreibung Venedigs", Leipzig 1795, Bd. II, S.
198—199.
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