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Anrüchiges und Allzumenschliches : Einblicke in das Kapital Pfui / Paul Englisch
Entstehung
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Der gebildete Mitteleuropäer weiß sehr wohl Duft undDuft" zu unterscheiden. Die Erzählungen und Witze,die sich mit dem Faktum der Defäkation befassen, sindsehr zahlreich. Ein Umstand fällt dabei ganz besondersins Gewicht: In allen diesen Erzählungen und Schwänkensind sich die Erzähler darüber einig, daß der eigeneDreck dem Erzeuger nicht rieche. Belustigend wirktschon die Tatsache, daß jeder seinen Exkrementen nocheinen Abschiedsblick zuwirft. Andreas Vignale hat die-sem Umstand eine eigene Abhandlung gewidmet, undzwar in seinem BuchLa cazzaria" de l'Arsiccio In-tronato, unter dem Titel:Perche subito que l'uomo acacato, mira la merda?" (Warum betrachtet der Mensch,nachdem er sein Geschäft verrichtet hat, seinen Dreck?)Für einen andern ist die Betrachtung weniger angenehm.Moliere zum Beispiel braucht in seinemMalade ima-ginaire" eine ganze Szene, um deneingebildeten Kran-ken" über die Notwendigkeit und die Wirkung seinerKlistiere räsonieren zu lassen, und läßt seinen Krankenan die Dienerin die putzige Frage richten:Hat meinKlistier gut gewirkt? Habe ich viel Galle gemacht?" Undes ist nur logisch, daß ihm die schnippische Antwortzuteil wird:Als ob ich mich um so etwas kümmerte!"Die Erwiderung war sehr treffend, denn tatsächlich sindgar keine Fälle von weiblichen Renif leurs bekannt. Stetsist es der Mann, der die weiblichen Ausdünstungen undAusscheidungen sucht, und vielen ist es ganz recht, daßdas Lustgärtchen in der Nähe der Senkgrube errichtetist...

Wer nicht pervers veranlagt ist, wird auch an dem Anusdes gleichen Geschlechts und seinen Ausscheidungen kei-nen Gefallen finden, denn ob König, ob Bettler, der Duftdes Afters ist kein Nasenschmaus. Rabelais , der Schalk,

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