hatte demnach nicht so unrecht, wenn er einmal sichweigerte, vor dem Papste zu erscheinen. Als er sich inRom befand, wollte er niemals den Gesandten, zu dessenGefolge er gehörte, zur Audienz beim Papste begleiten.Man fragte ihn um den Grund dieser seltsamen Wei-gerung. „Ich fürchte", sagte er, „die schlechten Ge-rüche. Da mein Herr, der einen großen König vertritt,dem Papst die Füße küssen muß, würde man mich, derich nur ein armer Arzt bin, zweifellos nur zum Arsch-kuß zulassen 17 ."
Wie oben schon erwähnt, spielt der Geruch bei der se-xuellen Annäherung eine ausschlaggebende Rolle, wenner auch nicht derart in den Vordergrund gestellt zu wer-den pflegt wie bei den „wilden" Völkerschaften. DerKönig von Arrakau in Peru erhielt alljährlich von jedemseiner Statthalter zwölf der schönsten Mädchen als Ge-schenk. Waren die Mädchen bei Hofe angelangt, so zogman ihnen dicke baumwollene Kleider an, führte sie indie größte Sonnenhitze und ließ sie so lange tanzen, bisihre Kleider vom Schweiß durchdrungen waren. Nach-dem sie sich umgekleidet hatten, brachte man die nassenKleider dem König, der eins nach dem andern berochund zu seinen Weibern oder Beischläferinnen jene er-wählte, deren Schweiß ihm am besten zusagte 1S . Be-kanntlich verliebte sich auch Heinrich III. von Frank-reich leidenschaftlich in Maria von Cleve, als er sichmit ihrem schweißbefeuchteten Tuche sein Gesicht ge-trocknet hatte.
17 Leltres juives, ou correspondance philosophique, historique etcrilique, entre un Juif voyageur en differenls Etats de l'Europe,et ses Correspondcmts en divers endroits (Par Ic marquis d'Argens).Nouv. id. A la Haye, 1766, VI, 266.13 Juristisches Vademekum, IV, S. 6, Nr. i3.
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