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Anrüchiges und Allzumenschliches : Einblicke in das Kapital Pfui / Paul Englisch
Entstehung
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Unwohlsein bestimmt seelisches Befinden und geistigeTätigkeit. Wer diesen Zusammenhang erkannt hat (undes bedarf dazu nicht einmal einer tiefschürfenden Un-tersuchung), der läßt auch dem Flatus die ihm ge-bührende Rolle zukommen.

Die mehr oder minder laxe Auffassung hängt meinesErachtens aufs innigste mit der Ernährungsweise zu-sammen. Die Südländer und die Juden, welche Feigen,süße Weine, Bohnen, Zwiebeln und Knoblauch zuschätzen wissen, kommen natürlich öfter in die Lage,Gas zu produzieren, als der mäßigere und wählerischeNordländer. Wenn aber hoch und gering dem gleichenZwange unterworfen sind, liegt es nahe, aus der Noteine Tugend zu machen. Die Winde reinigen die Luftund den Dunstkreis, und so reinigen auch die Darm-winde den Körper, verschaffen Gesundheit und Froh-sinn. Dieser Ansicht verschloß sich auch der römischeKaiser Claudianus nicht Man sagte ihm nach, er habeein Edikt zu erlassen beabsichtigt, das die Erlaubniserteilen sollte, daß jeder bei einem Gastmahl oder eineröffentlichen Versammlung einen Wind streichen lassendürfe, denn er hatte gehört, daß einst jemand voneinem verhaltenen Winde in Lebensgefahr geraten sei(Sueton , Tib. Claud. c. 32). Der gute Kaiser verschiednach Senekas Apotheose, wie er gelebt hatte, seinletzter Seufzer und sein letzter Ton war ein Donneraus dem Orte, mit dem er während seines Lebens amvernehmlichsten zu sprechen geruhte 1 .Von dem Griechen Metrokies aber wird erzählt, daß erdeswegen in der Öffentlichkeit nicht mehr zu er-scheinen wagte, weil ihm ein Furz entschlüpft sei. Er

1 Weber, Demokritoa oder hinterlassene Papiere eines lachendenPhilosophen. Stuttgart i858. 12. Bd., S. 3n.

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