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Karl Helfferich zum Gedächtnis : [Reden am Sarge in Mannheim am 30. April 1924]
Entstehung
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Berlin NW40, den 24. April 1924.Euer Exzellenz!Das furchtbare Unglück drängt mich, Ihnen, hochverehrtegnädige Frau, zum Ausdruck zu bringen, wie tief und schmerzlichmich der Tod meines lieben Jugendfreundes ergreift und wiewarm und aufrichtig der Anteil ist, den ich an Ihrer Trauernehme.

Ich kann es noch gar nicht fassen, daß der hochbegabte,geistvolle und liebenswürdige Mann nicht mehr unter unsweilt, dessen Lebenswerk ich in treuer freundschaftlicher An-hänglichkeit seit mehr als zo Jahren beobachten, dessen glän-zenden Aufstieg ich in aufrichtiger, neidloser Verehrung be-wundern durfte.

Unser deutsches Vaterland, dem von Jugend auf seineleidenschaftliche, uneigennützige Liebe galt, in dessen Dienst ervon je und je seine ungewöhnliche Begabung, seine reiche Sach-kenntnis und seine volle Schaffenskraft gestellt hat, hat einenseiner besten und Hervorragendsien Männer verloren.

Ich verbleibe in aufrichtigster Verehrung

Ihr ganz ergebenster Dr. Hermann Geib ,Staatssekretär des Reichsarbeitsministeriums.

Berlin , den 4. Mai 1924.Hochverehrte gnädige Frau!

Eineinhalb Jahre habe ich im Reichsamt des Innern unterIhrem Gemahl in seiner nächsten Umgebung in schwersterKriegszeit arbeiten und lernen dürfen. Das meiste freilichließ sich nicht erlernen, denn er war einer unserer Großen.

Was mir Ihr Unglück aber zu eigenstem und tiefstemErlebnis macht, das ist die Klarheit und Reinheit seines Wollens,seine Uvantastbarkeit, sein Abscheu vor allem Schmutz undseine hohe Begeisterung für alles, was uns wieder groß machenkann. Sein Bild, das er mir mit seiner Unterschrift am14. November 1917 schenkte, steht vor mir. In meinem

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