Herzen aber ruht und wirkt das Bild des Kämpfers und Mannes,das ich versuchen will, auch meinen Kindern zu übermitteln.Helfen kann ich Ihnen nicht. Ich kann nur mittrauern undgeloben, seine Erbschaft dem Volke erhalten zu helfen. Indieser Hoffnung bin ich, gnädigste Frau,Ihr herzlich ergebener
M. Freiherr v. Braun, Regierungspräsident z. D.
Königliche Friedrich-Wilhelm-Universität.
Berlin C2, den 26. April 1924.Euerer Exzellenzspreche ich, tief erschüttert durch das grausame Schicksal, dasnicht nur Sie persönlich, sondern unser ganzes Vaterland soschwer betroffen hat, das ernste Beileid der Friedrich-Wilhelm-Universität aus, der Karl Helfferich durch nahezu ein Dezenniumin jugendlicher Kraft als Lehrer angehört hat.
Es war dem Verewigten immer beschieden, im Kampfzu stehen. Auch als er sich hier habilitierte, entbrannte um ihnein Kampf der Meinungen; aber schon damals hat GustavSchmoller es mit Nachdruck ausgesprochen, daß es sich um einganz großes, verheißungsvolles Talent handle, dem erZukunft mit Sicherheit prophezeite.
Ihr Herr Gemahl ist der reinen Wissenschaft sehr schnelldurch die gewaltigen Anforderungen der Politik und des Wirt-schaftslebens entzogen worden, denen er seine außerordentlicheKraft nicht versagen durfte. Aber wer sein mächtig aufsteigendesLeben mit unbefangenem Blick verfolgt hat, dem ist es nichtverborgen geblieben, daß in seiner Seele, wie die heiße Liebezum Vaterlande, auch die reinigende Flamme der Wissenschaftweiter brannte, die ihm die sittliche Kraft gab, überall, unbeirrtdurch den Zwist der Parteien und den Kampf der Interessenhindurch, mit reinem Willen der Sache und der Wahrheit zudienen.
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