der fleh fdion bei dem erften Erfdieinen des Buches ein=gehend mit dem Geldproblem befchäftigt hatte und feine„Staatliche Theorie des Geldes" vorbereitete. Die wiffer!=fchaftlichen Gegenfätte in der Grundanfchauung der beidenGelehrten traten damals noch kaum hervor. Sie habenaber auch fpäter niemals das innige freundfchaftliche Ver=hältnis der fo verfchieden gearteten Männer trüben können.Knapp fchrieb am 14. April 1903 an Helfferich:
„In diefen Oftertagen habe ich das Buch über das Geld lüdtenlosdurdigelefen und eile Ihnen Glück zu wünfchen. Es i(l mir ganz un=begreiflich, wie Sie dies Werk in fo kurzer Zeit bewältigen konnten.Ihre Darftellungsgabe ift unerhört, und es iffc fchlechterdings Ihr erfterBeruf, Schriftfteller zu fein. Was ich fchon bei Ihrer Geldreform |blebhaft anerkannte, i(l geblieben, nämlich die leichte und anmutige Art,mit der Sie das Pragmatifdie aufzureihen wiffen. Jetjt aber kommtnoch hinzu: die vertiefte Auffaffung und Ihre glüddiche Art der Be=handlung philofophifcher Fragen, wobei Sie eine fehr gute Mitte ein=halten zwifdien Grübelei und Selbftverftändlichkeit und audi niemals zuweitfchweifig werden. Was midi aber am meiften befriedigt: Sie könnenein Budi fdireiben, das eines ift; nicht nur eine Reihenfolge von BogenDas Ganze iffc aus einem Guß, und es muß fo fein, weil die Sache alsGanzes fo vor Ihnen fleht. Unfere dürftigen Kompilatoren werden diefeEigenfchaft vermutlich gar nicht fehen. In diefer Beziehung haben Siemeine höchften Wünfdie erfüllt. Für mich ift die Nationalökonomienicht nur wegen der Sachen da, von denen fie handelt; fondern eskommt mir fo vor, als wäre es an uns, jene Sachen für die Literaturzu erobern; wobei ich natürlich nicht die fchöne Literatur, fondern nurdie nicht häßliche meine."
„Nach diefem Ausbruche der Anerkennung darf ich über die Sad'efelbffc noch einiges fagen. In diefer Beziehung bin ich nicht ein normalerLefer; es fehlt mir die Unbefangenheit, da ich gleichzeitig über diefelbenDinge nachgedacht habe; und der Säbel meiner eigenen Anflehten kommtmir fortwährend zwifdien die Beine. Audi kann ich meine Anflehtennicht in foldier Schnelligkeit entwickeln. Daher nur foviel: Sie habenmir vieles faft wörtlich vorweggenommen, z. B. die Ausführungen überdie Gleichgültigkeit des Gepräges. Dadurch, habe ich den Vorteil, michweit kürzer faffen zu können, als ich es fonft getan hätte. Anderfeitswürde ich manches, was Sie an Kontroverfen vortragen, als minderwichtig geradezu fortgelaffen haben, — aber nicht alles. Endlieh habeich noch manches zu fagen, was Sie nicht, oder doch nur implicite vor=bringen. Ich fühle mich — höheren Alters wegen — als Radikaler.Im Ganzen kann ich etwa fo rechnen: zwei Fünftel haben Sie erledigt,
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