fich deshalb bei den meiflen Parteien im Reichstage keinerBeliebtheit. Anderfeits muß hervorgehoben werden, daßer ftets das Ohr des Haufes befaß, wenn er über Fragenfeines engeren Faches fprach, wie in feinen großen Redenüber die Kriegsanleihen. In diefem Zweige des Wirtfchafts=lebens wurde feine Sachkenntnis felbft von feinen extremftenGegnern anerkannt.
Neben dem inneren Drang Helfferichs zu fchöpferifcherBetätigung und neben der Freude, die er an der Arbeitum ihrer felbft willen empfand, war für ihn das Strebencharakteriftifch, durch fein Schaffen der Allgemeinheit zudienen. Diefes Streben zieht fich wie ein roter Fadendurch fein arbeitsreiches Leben. Niemals waren es privat=wirtfdiafbliche Vorteile, die ihn reizten und zur Übernahmeeiner Tätigkeit beflimmten. Davor fchütjte ihn fchon feineeinfache Lebensführung und feine perfönliche Bedürfnis=lofigkeit. Die auskömmliche Stelle eines Bankfyndikus hatteer fchon im Jahre 1898 abgelehnt, um die finanziell rechtmagere Stellung eines Privatdozenten zu erlangen. Unddas ihm angebotene Amt eines ordentlichen Univerfitäts=profeffors fchlug er aus, weil er inzwischen als wirtfchaft=lieber Referent der Kolonialabteilung die Möglichkeit er=halten hatte, an den großen Aufgaben des Reichesunmittelbar mitzuarbeiten. Selbfl bei feinem Eintritt indie Leitung der Anatolifchen Eifenbahnen und der DeutfchenBank war es nicht die Sucht nach Gewinn, die ihn dazuveranlaßte, fondern der Wunfeh, fich in den Dienft einerUnternehmung zu ftellen, deren große wirtfehaftliche undpolitifche Bedeutung ihm die Möglichkeit bot, an hervor=ragender Stelle am Auffchwung des deutfchen Wirtfchafts=lebens mitzuarbeiten. Als dann während des Krieges derRuf an ihn erging, fich führend den großen vaterländifchenAufgaben zu widmen, zögerte er keinen Augenblick, feinebisherige Stellung und die damit verbundenen Auffichtsrats=poften aufzugeben, um feine ganze Kraft unmittelbar inden Dienfl des Reiches zu ftellen. Und als er feine Ämterniederlegte und fich nach der Revolution als Politiker be=
133