Einleitung.
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uther nannte in seiner< bezeichnenden ticsträftigen^ Sprache die Erfindungder Buchdrnckerknnst „das.letzte Auflodern vor dem Erlöschender Welt." In der That hat dieseKönigin der Erfindungen, um beides großen Reformators Gleichnisse stehen zn blei-ben, eine Fackel entzündet, welche in nie verlöschen-dem Flammenlichtc den Erdkreis erleuchtet und selbstin Gegenden, wo tansendiahrige Nacht ihre Fittigeausgebreitet hielt, nach und nach die Sonne derGesittung heraufgeführt. Sie hat allen denen, dielesen können, zu ihren beiden Angcn cm drittes ge-schaffen, mit dem sie über Berg und Thal in dieweiteste Ferne schauen, ein Ohr zu ihrem Ohren-paar, mit dem sie die Weissagungen der Vorzeit,die Geisterstimme der Gegenwart und das Flüsternder Zukunft vernehmen, einen Mund, mit dem sieüber das Weltmeer hinweg sowol in die Wolken-regioncn der Andes und des Himalaya als in dieEbenen der Pampas und der Sahara hiucinrufeukönnen.
Sie ist nach dem Ausspruche eiues geistreichenPariser Typographen für die menschliche Gesellschaftdas, was die Elemente für die Natur. Sie um-faßt Alles, wie die Luft, und belebt hier, wahrendsie anderswo tödtet; gleichwie das Feuer erleuchtetund wärmt, so erhellet oder sengt ihre Flamme; siegleicht sowol dem sanstcn Wiesenbach, der befruch-tet, wie dem Waldstrom, der niederreißt. Für dasgeistige Auge aber ist sie der unsichtbare Engel der
Menschheit, der nun Plötzlich mit einem sichtbarenGewände bekleidet hernicdcrstcigt und, jc nachdcindie Stimme der Tugend oder des Verbrechens ruft,hier rettet uud sühut, dort warnt oder straft.
Der Mann, in dessen Wirksamkeit sich allefrüheren und gleichzeitigen Versuche der Truckkunstsowol am Rhein als an der Regnitz gleich einemMittelpunkte vereinigen, — Gutenbcrg war vonder Vorsehung auserkoren, die Wissenschaft ausdem Wintcrschlafe der Kindheit zn wecken und indie Region eines immerwährenden Geistesfrühlingseinzuführen. Er ist der Schöpfer einer neuen Aerain der Bildungsgeschichte der Menschheit. Obschvndie Frucht der Erfiuduug noch bei Lebzeiten deSMeisters ihre volle Reife erlangt hatte, so erkanntedoch erst die Nachwelt sein hohes Verdienst nndGntenberg theilte das Loos mit vielen andern gro-ßen Männern, deren Unsterblichkeit erst nach ihremTode erkannt worden ist. Der große Hanfe seinerZeitgenossen staunte, ohne weiter nachzudenken, überdie neue Art, Bücher zu vervielfältigen; Einigelächelten, Andere zweifelten, Viele beneideten, dieMeisten aber hielten das Unbegreifliche fürWirkuug zauberischer Kräfte im Bunde mit hölli-schen Machten und nur wenige AuScrwahlte er-kanntcn den Genius und dessen große Idee alseinen AnSflnß des Göttlichen im Menschlichen.
Nicht wie Raphael Sanzio eine Apotheoseerlebend wurde Gutenberg erst nach seinem Todedie Bewunderung des Erdballs. Die Nachweltsühnte den Undank der Mitwelt. Den kommendenGeschlechtern spaterer Zeiten war es vorbehalten, die