meinden (und was diesen gleichsteht) zu thun. Auf die Mitteldes Staates hat es noch keine öffentlich hervorgetretene Richtungunter den Interessenten abgesehen.
Diese inhaltschwere Frage ist vielmehr erst aufgetaucht imGeleit von Bestrebungen und Plänen, welche an sich mit derArmenpflege nichts zu thun haben. Eine Anzahl preufsischerCommunen, namentlich industrieller, fühlt sich seit Jahren überbürdet;das Gesetz gewährt ihnen für die Besteuerung ihrer Bürger nur sehreingeschränkten Spielraum, und so müssen sie auf Grund einerwenig ausgebildeten Staats-Einkommensteuer gewaltige Zuschlägeerheben. Der hieraus hervorgehende Ruf nach Erleichterung istauf der Spitze des Staats zusammengetroffen mit dem allgemeinenTrachten des Reichskanzlers, die Interessen der Hauptständeder Nation möglichst innig an das Reich zu knüpfen. Stattoder neben der Ueberweisung gewisser Staatssteuern an dieCommunen kann man diese offenbar auch dadurch günstigerstellen, dafs man ihnen einige der Obliegenheiten abnimmt,welche sie am schwersten niederdriicken. Das aber sind Wege,Schulen, Arme. Wie, wenn man die Armenlast zur allgemeinenStaatsangelegenheit machte?
Die schöne Seite dieses Einfalls wird auch ein Freihändlernicht leicht blind genug sein zu übersehen. Der Staat, oderwenn an seine Stelle auch in diesem Falle, wie bei so vielenanderen vorab bloss preufsischen Einrichtungen, das Reich tritt, •—das Reich würde damit wie einst Jesus zu den Mühseligen undBeladenen sprechen: Kommt her zu mir alle, ich will euch er-quicken! Der letzte Tagelöhner müfste fühlen, dafs das Reichfür ihn eine feste Burg sei, seine Zuflucht in Nöthen für und für.Der deutsche Kaiser hätte damit jene edle Erbschaft angetreten,welche sein erster Rathgeber einst bedrängten Fabrikarbeitern alsvon Friedrich dem Grofsen herstammend bezeichnete, dafs derKönig von Preufsen stets ein König der armen Leute gewesen sei.
Wie würden ferner die Communalverwaltungen aufathmen!Nach Herrfurth’s «Beiträgen zur Finanzstatistik der Gemeinden inPreufsen» betrugen die Armen-Ausgaben in den sechsundfünfzigStädten, welche 1869 über zwanzigtausend Einwohner hatten, da-mals nur bei zweien weniger als 1 jft auf den Kopf der Bevölke-rung, und bis zu mehr als 9 Jt hinauf; im Jahre 1876 waren sieziemlich regelmäfsig und ohne Ausnahme überall gestiegen, so -