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welche auf Verringerung der Armenzahl und des Massenelendshinwirken, zustandegekommen sind. Es war das reifsende, beun-ruhigende Steigen der durch Steuern aufzubringenden Last, wassie herbeiführte. Die drittehalbhundert Geschäftsmänner in Elber-feld , welche dort vor dreifsig Jahren, als die Stadt erst fünfzig-tausend Einwohner zählte, das Ehrenamt des Armenpflegers aufsich nahmen, thaten es unter dem Druck der Sorge, was bei den vonZeit zu Zeit immer wiederkehrenden Absatzstockungen aus denMassen ihrer Arbeiter und aus dem städtischen Haushalt werdensolle, wenn nicht jeder einzelne Arme gewissenhafter brüderlicherVormundschaft unterworfen würde. In Crefeld , wo die Schwan-kungen der Armenlast zu Anfang der sechziger Jahre einmal bisauf zwanzig Procent communaler Einkommensteuer hinaufzugehengenöthigt hatten, in Barmen und anderen rheinisch-westfälischenFabrikstädten folgte man dem Vorbild Elberfelds, von der näm-lichen Peitsche getrieben. Ein anderer der wenigen wirklichenFortschritte in der Organisation der Armenpflege ist die Zusam-menfassung der Wohlthätigkeitsvereine Stettins . Ja was hat siebewirkt, als dafs der an der Spitze der Stadt-Armenpflege stehendeBürgermeister bei seiner Frau nicht bloss ein empfängliches Ohrfür die Klagen über das pfuscherhafte Treiben der Vereine fand,das für die zur Unterstützung verpflichtete Commune oft gradezuArme züchtet, sondern auch den Muth und die Thatkraft, dem-selben von innen heraus allmählich abzuhelfen?
Man denke den Stachel weg, der in jährlich wachsendenAusgaben für Armenzwecke, in der Nothwendigkeit stetigerSteuer-Steigerung aus diesem Grunde liegt, und der aufwärts-schreitenden Entwickelung der städtischen Armen-Fürsorge ist diestärksten Triebfeder ausgebrochen.
Was Adickes und Schäffle warnend hervorheben: das Wachsender Ausgaben ins ungemessene, ist an sich ja noch keines-wegs .das ärgste Uebel. Aber es läuft mit diesem parallel, esbezeichnet daher und mifst dessen Ausbreitung. In dem Mafsewie die Armenpflege Elberfelds und der ihm gefolgten Städtewohlfeiler geworden ist, wurde sie auch besser, wirkte sie erzieh-licher, hebend und kräftigend auf die Armen sammt ihrer socialenUmgebung. Abstract gedacht könnte man es sich natürlich auchgrade umgekehrt vorstellen. Wer aus der Praxis nur die länd-liche Armenpflege kennt, der stellt sich vielleicht in der That