Druckschrift 
Christian Thomas eröffnet Der Studirenden Jugend zu Leipzig in einem Discours Welcher Gestalt man denen Frantzosen in gemeinem Leben und Wandel nachahmen solle? ein Collegium über des Gratians Grund-Reguln/ Vernünfftig/ klug und artig zu leben
Entstehung
Seite
6
Einzelbild herunterladen
 

*)(6)(*

teutsche Sprachen Schul/von dem Dantzmeiſter auff die Kir-meſſen/von unsern Mode Schneidern an einen Dorffſtoͤrer/odervon denen Koͤchen/ſo die Speiſen wohl ⁠ʒu⁠ʒurichten wiſſen auff diealtvaͤterischen Sudelkoͤche/die einen guten Hirſenbrey mit Biereund dergleichen Leckerbißlein aus denen alten Kochbuͤchern anrich-ten koͤnnen/ verweiſen wolte. Ein weiſer Mann ſo in der Welt le-ben muß/muß nicht allein das jenige/ſo nicht ⁠ʒu aͤndern iſt / ohnemurren mit Gedult ertragen/ſondern auch vielmahlen was guteszuſtifften und andere ʒugewinnen allen allerley werden/ oder dochmeiſtens auch das jenige/was leichtlich mißbraucht werden kan/ſich wiſſen ʒu nuꜩe ʒu machen und ʒum beſten ʒukehren.

Derowegen ſey es ſo/ man ahme denen Franꜩoſen nach/dennſie ſind doch heut zu tage die geſchickteſten Leute/ und wiſſen al-len Sachen ein recht Leben ʒugeben. Sie verfertigen die Klei-der wohl und beqvem/ und erſinnen solche artige Moden/ die nichtnur das Auge beluſtigen/ sondern mit der Jahrszeit wohl uͤberein-kommen. Sie wiſſen die Speiſen ſo gut ʒu præpariren/daß ſowohl der Geſchmack als der Magen vergnuͤget wird. IhrHaußrath iſt reimlich und propre, ihre Sprache anmuthig undliebreiꜩend/und ihre ohnerʒwungene ehrerbietige Freyheit iſt ge-ſchickter ſich in die Gemüther der Menſchen einʒuſchleichen alseine affectirte bauerstolꜩe gravitaͤt. Nichts deſto weniger iſtauch nicht ʒu leugnen / daß wenn man iemand/ der hochgeachtetwird/nachahmen will/man ſich in Kleinigkeiteu/ welche nichts ʒurSache thun/nicht vertieffen muß/ ſondern das Hauptwerck er-gruͤnden/durch welches ſich derjenige/so nachgeahmet wird/ ſeineHochachtung erworben. Maͤnniglich lacht Baſſianum aus/daß er mit aller Gewalt Alexander den groſſen nachaͤffen wol-len/ ſo gar daß er den Kopff auff eine Seite ʒutragen ſich ange-wehnet/und des ehrlichen Ariſtotelis Buͤcher mit groſſen Leyd-weſen derer Herren Peripateticorum verbrennen laſſen/ weil

man