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Christian Thomas eröffnet Der Studirenden Jugend zu Leipzig in einem Discours Welcher Gestalt man denen Frantzosen in gemeinem Leben und Wandel nachahmen solle? ein Collegium über des Gratians Grund-Reguln/ Vernünfftig/ klug und artig zu leben
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*)(12)(*nauer un̄ deutlicher beſchriebē haben / daß es etwas gemiſchtes ſey/ſo aus dem je ne ſcay qyoy, aus der guten Art etwas ʒuthun/aus der manier ʒu leben/ ſo am Hoffe gebraͤuchlich iſt/ aus Ver-ſtand/ Gelehrſamkeit/ einen guten judicio, Hoͤfflichkeit/ undFreudigkeit ʒuſammen geſeꜩet werde/ und deme aller ʒwang/ af-fectacion, und unanſtaͤndige Plumpheit ʒuwieder ſey. Ja ichmeine/ daß ich nicht irren werde/ wenn ich ſage/ daß bey denenFranꜩoſen die Galanterie und la Politeſſe eines ſey und dan-nenhero ʒu beſſern Verſtand der Galanterie alles das jenigewohl verdiene geleſen zu werden/ was ruͤhmlich erwehnte Made-moiſelle Scudery in einer andern converſation von der Poli-teſſe anmuthig und artig anfuͤhret. Denn daß ſie daſelbſt ver-meinet/ wie die wahre Politeſie darauff beruhe/ daß man wohl undanſtaͤndig zu leben/ auch geſchickt und ʒu rechter Zeit zu reden wiſ-ſe/ daß man ſeine Lebens⸗Art nach dem guten Gebrauch der ver-nuͤnfftigen Welt richte/ daß man niemands einige grob⸗und Un-hoͤffligkeit erweiſe/ daß man denen Leuten niemals das jenige un-ter Augen ſage/ was man ſich ſelbſt nicht wolte geſagt haben/ daßman in Geſellſchafft das groſſe Maul nicht allein habe/ und ande- re kein Wort aufbringen laſſe/ daß man bey den Frauenʒimmernicht gar ohne Rede ſiꜩe als wenn man die Sprache verlohrenhaͤtte/ oder das Frauenʒimmer nicht eines Worts wuͤrdig achte;hingegen auch nicht allʒu kuͤhne ſey/ und ſich mit ſelbigen/ wie garvielfaͤltig geſchiehet/ ʒugemein mache; dieſes alles ſage ich/ ſindſolche Eigenſchafften/ die zu einen galanten Menſchen erfordertwerden.

Es iſt aber nicht genug/ Meine Herren/ daß wir mit demVerſtand derer Woͤrter/ die bey denen Franꜩoſen einen Men-

ſchen in hochachtung bringen/ richtig ſind. Wir muͤſſen auchein wenig betrachten; ob denn die Franꜩoſen hierinnen ejnen

Vorʒug fuͤr uns haben/ daß wir dieſelben in dieſen Stuͤcken nachʒu