Teil eines Werkes 
Theil 2 (1752) Jacob Benignus Bossuet, Bischofs von Meaux, Einleitung in die Geschichte der Welt, und der Religion / fortgesetzet von Johann Andreas Cramern, Hochfürstl. Oberhofpredigern in Quedlinburg
Entstehung
Seite
280
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28O Geschichte der christlichen Religion.

cherlich; denn es ist nur ein Gott: so antwortetendie Heiden : ihr schmähet, was ihr nicht kennet.Wir glauben ja, was ihr glaubet, daß nur ein Gottsey; aber wir wissen auch, daß zwischen uns unddiesem verborgenen und unbekannten Gölte so viele er-habene Geister sind, die wir nothwendig verehrenmüssen, wenn wir mit ihm vereiniget werden wol-len. Vorher hatte man der Wahrheit bloß die Ver-folgung entgegen gesetzt; itzt wollte man die Verfol-gung derselben auch mit Gründen rechtfertigen. Be-schuldigten die Christen die Heiden der Uneinigkeitenihrer Philosophen: so räumten die neuern plmonikerdiesen Vorwurf zum Theil ein, behaupteten aber da-bey, daß die Grundwahrheiten, die den Menschenzu seiner Glückseligkeit führeten, nicht erst von ihremJesus offenbaret, sondern zu allen Zeiten und vonallen Philosophen einstimmig gelehret worden waren.Allein, Christus hatte so erstaunenswerthe Wundergethan? Die Vertheidiger des HeidenthumS wa-ren unverschämt genug, wahren Wundern erdichteteWunder entgegen zu setzen. Allein, die Sittenlehreder Christen war so heilig? Man antwortete, daß dieSittenlehre der heidnischen Religion eben so heilig wä-re, daß aber die Priester dieselbe zeither nicht genug ein-geschärfet hatten. Die Platoniker plünderten die christ-liche Moral: sie waren so verschlagen oder so unver-schämt, daß sie fast in eben denAuSdrücken sprachen, inwelchen die Christen sprachen. Und es ist nicht zu leug-nen, daß sich viele unter diesen neuen Weisen einer sehrstrengen Lebensart befleißigten. Man wird sich alsonicht sehr wundern, daß viele kluge Heiden von derchristlichen Religion abgehalten wurden: daß in deinsolgc-ttden Jahrhunderte Julian, von seiner Hochach-<» tung