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1 (1862)
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Vorwort.

Die Volkslieder der vergangenen Jahrhunderte gewähren unsein sprechendes Bild von den instinktiven Gefühlen und Regungen,vom Sinnen und Gelüsten, von den Urtheilen und Vorurtheilen derMasse, sowie von den beschränkten oder confusen Erklärungen, Deu-tungen und Auslegungen Derer, welche jedes ungewöhnliche Ereigniß,Mißgeburten, fremde Menschen, Thiere oder Pflanzen ergriffen, be-sangen, verrennten im Geschmacke und Sinne jener Zeit.

Die von Theilnehmern oder patriotischen Gemüthern gedichtetenhistorischen Lieder nehmen eine bei weitem würdigere Stellung ein;mit Recht weckten sie seit lange das Interesse der Nachwelt, wie sieauch schon von Zeitgenossen eifrig abgeschrieben wurden. Von allenbisherigen Licdersammlungen, selbst die Uhland'sche nicht ausgenom-men, gibt die von F. L. Mittler (Marburg 1855) das reichste Ma-terial, und entbehrt nur sowol der nöthigen Uebersichtlichkeit, alsjedes bibliographischen Nachweises. Das von einem Leipziger LehrerH. N. Hildebrandt gesammelte zweite HundertDeutscher historischerVolkslieder" des verstorbenen F. L. v. Soltau (Leipzig 185V) liefertnicht die Stofffülle, welche Soltau's eigene Sammlung so vortheilhaftauszeichnet, wol aber genug philologische Vocabular-Kritik und Zu-kost, die von einigen Gelehrten als unerläßlich angesehen wird, abergleichwol Unschmackhaftes nicht schmackhafter machen kann. Soltau