!V

Vorwort.

selbst hat sie wolweislich vermieden. Unsere alte deutsche Sprache istseit dreihundert Iahren nicht mehr so dunkel, daß sie der Eselsbrückenbedarf. Hildebrandt beginnt seine Rundschau erst von 1836, das vonSoltau Uebergangene ebenfalls übergehend. Die benutzten Quellenreichen nicht über Leipzig hinaus. Was Hildebrandt „Volkslieder"nennt, sind einfache historische, nach Singweisen gesetzte Gedichte, wo-von ein guter Theil kaum je gesungen worden ist. Die Soldaten-lieder neuerer Zeit in dieser Sammlung waren nie im Munde desVolkes. — Tiefer eingehende bibliographische Untersuchungen suchteman überhaupt bisher vergebens: man mußte sich stets mit Frag-menten begnügen.

Opel und Cohns durch große Stofffülle ausgezeichnete Liedcr-sammlung: „Der dreißigjährige Krieg", Halle 1861, schließt sich halbselbständig halb ergänzend meiner frühern Sammlung an. WilhelmWackernagel und Karl Gödeke haben für die ältere Gedichtkunde sehrverdienstvolle Anthologien herausgegeben; noch in jüngster Zeit tratenSammler auf: Schade, Hub u. A. Wie oft lockte mich der Wunsch,größere oder kleinere Proben oder ganze Stücke in Abdruck zu geben!Es galt vorzüglich, die Existenz ganz unbekannter Drucke nachzuwei-sen, deren Zahl in den von mir benutzten Bibliotheken ansehnlichwar, denn vorher wurden meist norddeutsche Sammlungen durchforscht.

Sollen wirkliche Compendia unserer deutschen Literatur angelegtwerden, so müssen sie auf genauer Bibliographie basiren, welche nurin Folge einer umfassenden Behandlung des Materials der einzelnenTheile unserer Literatur, durch Studium aller Bibliotheken möglichsein wird. Zwei Arbeiten sind uns vorangegangen, beide in ihrerArt brauchbar: der „Bücherschatz der deutschen National-Literatur desXVI. und XVII. Jahrhunderts" (Berlin 1854), d. i. K. Heyse'sPrivatbibliothek, jetzt in der Berliner Kön. Bibliothek, und K. Gö-deke's „Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung" (Hannover 1857, Dresden 1862).

Als im Jahre 1857 die ersten Hefte von Gödeke's „Grundriß "erschienen, hatte ich schon fünf Jahre an einer Bibliographie der