Beziehung zur Kirche, die eine unbegriffene Wirklichkeit preis-gab. Man blicke in den Zeitspiegel der sog. schönen Literaturdes letzten Menschenalters, in die politische wie wirtschaftlicheLiteratur der Gegenwart. Gottesglaube und mit ihm Kircheund Gemeinde spielen in ihnen eine verschwindende Rolle undgelten als weltfremde Berufsangelegenheiten der Theologen undPfarrer. Sie stoßen in den Kreisen der Gebildeten auf Gleich-gültigkeit, in denen der Arbeiter auf Mißtrauen; sie sinken beiden Bauern zu stumpfer Überlieferung. Was hat der Gottes-name nicht alles decken müssen: Ketzerverfolgung und Hexen-verbrennung, Unduldsamkeit und Machtrausch! Wieviel Miß-verständnisse und Vorurteile verhüllen dieses so viel miß-brauchte Wort unergründlichen Inhalts.
Beruhigen wir zunächst den jugendlichen Leser. Wir stellenuns Gott nicht als den mürrischen Greis vor, der mit Drohun-gen, vielleicht nicht ernst zu nehmenden, junge Leute in dieausgefahrenen Geleise der Vorzeit zurückschreckt. Wir denkenGott auch nicht als den rechnerischen Vergelter, der das Bluteines Unschuldigen annimmt als Lösegeld für die ihm ge-schuldeten Strafen der Sünder. Das alles ist tot! Nicht mindertot sind die alten Gottes beweise; denn der Gottesglaube istnicht Sache des Wissens, vielmehr die Voraussetzung jederanderen Gewißheit.
Dennoch sagen wir „Gott ", um an die heilvolle Überliefe-rung der Vorfahren anzuknüpfen. Aber diese Überlieferung isttot, wenn wir Lebende nicht heute, unsere Kinder nichtmorgen Gott aus der Tiefe des Wollens und Fühlens neu er-leben — in Ehrfurcht! Der gangbarste Weg zu Gott führt heutevielleicht durch den Willens- und Tatendrang des Nachkriegs-geschlechts, dessen Voluntarismus kurzerhand den Intellek-tualismus des ausklingenden 19. Jahrhunderts beiseiteschob.
Den Millionen, die enttäuscht, aber ungebrochen aus denSchützengräben zurückkehrten, wurden Erwerb, Technik undSport als Lebensinhalt angepriesen. Sie traten in eine Welt,die äußerlich amerikanisiert war, ohne von den religiösen Bin-dungen des besseren Amerika auch nur eine Ahnung zu haben.