modernen Technik gerade die stärksten und erbbesten Volks-genossen ausrottet, damit das Volkstum auch des Siegers aus-höhlt — er bedeutet zugleich eine moralische Gegenauslese,indem er diejenigen vertilgt, die noch an den Tod für eineSache glauben.
Die objektiven Werte, denen wir dienen, werdenden Launen des Ich, der Vergänglichkeit der Ge-schichte, dem Widerspruch ihrer Eigengesetzlich-keit nur dann entzogen, wenn sie ihre Ordnung undWeihe finden in einem letzten ewigen und allgemeinverbindlichen Werte, der sie überwölbt und einigt. Dieserletzte Wert, der alle irdischen Werte trägt und versöhnt, dasGute schlechthin, das unser bestes Wollen durchflutet, „dasZiel, nach dem die Leute ausspähen von ferne", kann keinirdischer sein. Er ist ewig, heilig, über allen irdischen Wandelerhaben. Wir nennen ihn Gott . Er bleibt, wenn die altenGötter sinken, als der Felsenboden, auf dem die neue Zeitneue Bilder errichtet. Er trägt das Pantheon, in dem jedemGott an seiner Stelle der Altar bereitet ist. Gott ist dasAbsolute, von dem Ordnung und Dauer ausstrahlt in dieWelt der objektiven, aber relativen Werte, denen wir umGottes willen dienen trotz ihrer sich widersprechenden Selbst-behauptung, ihrer geschichtlichen Vergänglichkeit. Indem wirdem besten Wesen unserer Zeit genug tun, leben wir für dieEwigkeit.
Um dem naturwissenschaftlichen Denken des Zeitalters ent-gegenzukommen, erinnere ich an einen biologischen Ver-gleich, den ich einem unvergeßlichen Freunde und ausgezeich-neten Krebsforscher verdanke: Krebs sei der Zustand, in demdie Zelle ihre Funktion für das Ganze aufgebe und sich aufKosten des Ganzen hypertrophisch entwickle — „Zellen-empörung". In ähnlicher Weise verneine der Gottesleugnerseine Bindung an das Weltganze, das ihm in den objektivenWerten des sozialen Ganzen entgegentrete. Indem er dieseBindung ablehne, vernichte er sich selbst, weil er nur als Glieddes Ganzen lebensfähig sei.
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