Weg, als glücklicher Zufall, menschlicher Helfer, aufbauendesBuch, durchschauter Irrtum, blitzhafte Erleuchtung, erquicken-der Schlaf. Gott ist uns stündlich nahe, wenn wir seine Handergreifen wollen.
Demgegenüber scheint der Rückschlag zur Transzendenz,der den Namen Karl Barths trägt, nur eine oberflächlicheKräuselung des geschichtlichen Stroms: das Kriegs- und Nach-kriegserlebnis der protestantischen Theologie. Der Laienwelt,insbesondere der Jugend — man lausche in diese Kreise hin-ein! — völlig gleichgültig, entfremdet diese „dialektischeTheologie", wenn sie in Predigt und Seelsorge zum Ausdruckkommt, den Pfarrer noch mehr als bisher dem Volke. Beidenwerde sie zum Segen als Warnung vor der VermenschlichungGottes, die im abklingenden neunzehnten Jahrhundert zuWorte kam; aber sie hindere nicht, Gott dort zu finden, wowir ihn allein erleben können, den Gott in uns, ohne wel-chen das Schriftwort toter Buchstabe wäre.
Dieser wie jeder Schulweisheit gegenüber sind wir uns desUngenügens menschlicher Worte bewußt. Was wir von Gott aussagen, trägt Menschengestalt, ist Steigerung dessen, was wiram Menschen am höchsten schätzen. Es gleicht dem Stammelndes Kindes! Wir kommen dem Wesen Gottes vielleicht amnächsten mit dem Johanneswort „Gott ist Liebe", der wir unsnähern, „so wir Liebe üben unter einander" (Ev. Joh. 13,35).Jesus, auf dem Boden einer patriarchalischen Gesellschafts-ordnung stehend, sprach „Abba, lieber Vater" — die Er-innerung an den Mutterschoß wirkt fort in dem Gnaden-mantel, mit dem die Gottesmutter der alten Kunst hilfloseMenschlein schützend umfängt.
Jedes Zeitalter spricht von Gott in seiner eigenen Sprache.So schrieb mir neulich ein Arbeiter, indem er sich zum Atheis-mus bekannte: er leugne Gott und glaube an „das Gute, dasin sich selbst evident ist", worauf ich antwortete, er habe da-mit vielleicht die zeitgemäßeste Definition des Gottesbegriffesgegeben; ob er den Buchstaben u oder o brauche, sei völliggleichgültig. „Name ist Schall und Rauch." Der Rest ist
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