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Zur Wiedergeburt des Abendlandes / von Gerhard von Schulze-Gaevernitz
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Schweigen und gerade in diesem Schweigen ist Gott vernehm-bar. Er spricht in den Tiefen der Seele und rauscht durch dieWeiten der Weltgeschichte. Er ist jedem zuzumuten, der überdie Tierheit hinausMensch" sein will. Er ist Sache des Ge-wissens, nicht des Wissens, des Entschlusses, nicht des Beweises.Er ist Sache desewigen Ja" gegenüber dem ewigen Nein desalten Adam. Laut und vielstimmig ertönt dieses Nein inunseren Tagen der Zersetzung niedergehender Denk- undLebensformen. Um so anschwellender erklingt der Untertondes Ja in der Seele des aufsteigenden Zeitalters. Über seinSchicksal, ob Chaos oder Kosmos, entscheidet letzthin dieFrage, was es zum Standort wählt: Zeit oder Ewigkeit? SeinSchicksal dein Schicksal!

II. Gott im Menschen

Gott ist im Menschen alsdas wahrhaftige Licht, das jedenMenschen erleuchtet, der in die Welt kommt" (Joh . i, 9). Erspricht, oft überhört, in allen Lebensäußerungen des Men-schen. Die alten Täufer nannten ihn dasinnere Licht",denGottesfunken", denSamen". Eines kosmischen Ver-gleiches uns bedienend, denken wir dieses innere Licht alsdieAusstrahlung des Zentrallichtes im geistigen Universum" (Ru-fus Jones).

Als Christen glauben wir, daß das göttliche Licht mit be-sonderem Glanz und in unnachahmlicher Fülle in dem Men-schen Jesus zum Durchbruch gekommen ist, ohne die Gott-gesandtheit anderer Propheten und Religionsstifter zu leugnen.Wir nennen mit der alten Kirche Jesus den Meister, den Herrn,den Heiland, den Gottessohn, den Logos den Christus, derin jedem Menschen zur Auferstehung kommen soll. Sein Todist in den Sieg, Karfreitag ist in Ostern verwandelt. DieseGrundüberzeugung, die den ersten Jüngern versichtbart wurde,haben die Theologen zur Christologie ausgebaut. Aber überalle Lehre hinweg wird Jesus dem Christen ein höchst persön-

2 Schulze-Gaevernitz, Abendland