kommt, ist unvereinbar mit der „herrlichen Freiheit der Kin-der Gottes" (Rom . 8, 21) — es entspricht dem Obrigkeitsstaat,welcher die Zerknirschung des Untertanen liebte — es ist un-vereinbar mit einem Staate, der die Mitarbeit starker und auf-rechter Männer und Frauen erheischt, einem Staate, der zurFreude aufruft.
Die offizielle Reformation hat den menschlichen Willen andas Böse gebunden und damit die Prädestinationslehre unver-meidlich gemacht. Dagegen bekennt sich Jesus in program-matischem Worte, die ganze Tragik seines Volkes umfassend,zur menschlichen Freiheit. „Jerusalem, Jerusalem, wie oft habeich deine Kinder versammeln wollen, wie die Henne versam-melt ihre Küchlein unter ihre Flügel, und ihr habt nichtgewollt." Ihr habt nicht gewollt; ihr hättet wollen können;ihr könnt noch wollen; niemals zu spät (Math. 23 v. 37 u. 39,Rom . 11, 26). Mit diesem Worte verzichtet der Heiland darauf,Widerwilligen Gnade einzupumpen, wie der Küfer den Weinin das leere Faß. Wir von heute glauben an die menschlicheFreiheit als ein Vermögen auch zum Guten; sie ist uns dieGewähr unseres göttlichen Ursprungs. Uns ist das Leben nichteine Kette fortgesetzter Niederlagen, sondern ein planvollerAufbau. Nicht erfolglos ist das Streben nach oben, wenn auchdas letzte Ziel erst in einer anderen Welt erreicht wird. AnStelle pflichtmäßiger Betätigung bei sehr beschränkter Erfolgs-möglichkeit tritt freudige Siegesgewißheit.
Drei Gebiete sind es, welche der menschlichen Freiheit zurBeherrschung, Neuordnung, letzthin Vergöttlichung aufgegebensind: die eigene Seele, der eigene Körper, die Umwelt.
Die Umwelt setzt zunächst zähen Widerstand entgegen.Die Verzweiflung der Ohnmacht möchte uns beschleichengegenüber der sozialen Sünde, die uns alle umstrickt, derkeiner entrinnt, der mit dem Gelde hantiert. „Pecunia olet"(Geld stinkt) könnte man in Umkehrung eines bekanntenSprichwortes sagen. Wir kennen nicht, aber wir ahnen denSchweiß und das Blut, die am Gelde kleben, den Wucher unddie Gewalttat, die es erpreßt haben. Ist es auf seinem Kreis-