Religion. Eine Biologie, welche durch Erbgebundenheit diemenschliche Verantwortung aufhebt, durch den Rassenbegriffdie Allgemeingültigkeit von Wahrheit, Pflicht und Gnade zer-setzt, die damit den grundsätzlichen Unterschiedzwischen Mensch und Tier beseitigt, ist Materia-lismus, nicht anders als der Atomismus des 19. Jahrhunderts.
Je weniger die Naturwissenschaft den Sinn und die Aufgabedes Lebens dem Menschen zu deuten vermag, obgleich sie ihmungeheure Mächte in die Hand gibt, um so wichtiger wird dieÜberlieferung der religiösen Werte, welche nicht imluftleeren Räume, sondern nur dem Boden der Historieerwachsen.
Ist es wohl möglich, unseren Kindern die Irr- und Um-wege zu ersparen, welche unser Zeitalter von Gott ab und zuihm zurückführen, nicht ohne daß viele Wanderer im Sumpf-gebiet des Unglaubens und der Entartung steckenbleiben?Können wir nicht die Schlacken hinwegräumen, die denDurchbruch des inneren Lichtes in jugendlichen Seelen er-schweren, oft verhindern? Tatsache ist, daß der übliche Re-ligionsunterricht dieses Ziel in vielen Fällen verfehlt, inmanchen sogar das Gegenteil von dem bewirkt, was er be-wirken will. Trotzdem wollen wir ihn nicht missen, indem erzunächst wenigstens Kenntnisse vermittelt, die wichtigsteKulturbestände geworden sind. Er bette das christliche Erb-gut in die allgemeine Religionsgeschichte, welcher der Mono-theismus des alten Testaments zuzurechnen ist. Er lege denHauptnachdruck auf das Leben und die Lehre Jesu. Er prägedie Worte des Herrn und der großen Apostel als Leitsätze ein,welche oft erst nach Jahrzehnten in der Seele des Weltkindes auf-klingen. Man muß sie in der Jugend dem Gedächtnis einver-leibt haben, wenn auch zunächst nur als geschichtliche Tat-sächlichkeit. Unglaublich ist das Maß an Unkenntnis derchristlichen Überlieferung, welche breite Teile unseres Volkesgeradezu als Gebiet der sog. „äußeren Mission" erscheinenläßt. Eine im übrigen nicht ungebildete Studentin sagte mir:die zehn Gebote stammen von Jesus. Dieser Zustand hat auch
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